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Christentum

Weinsymbolik - Christentum
WEIN IN DER CHRISTLICHEN GLAUBENSWELT

Übersicht:

Abendmahl >>>

  • Die Einsetzungsworte
  • Grundsätzliches
  • Historische Entwicklung
  • Liturgie
  • Heilgeschehen
Ich bin der wahre Weinstock ... >>>
  • Johannes-Evangelium 15,1-8
Noah >>>
  • (1. Mose 9)
Die sieben Früchte Israels >>>
  • (5. Mose 8,7-9)
Religiöses Brauchtum

Hat Jesus während des Abendmahls alkoholischen Wein verwendet? >>>

Jesus und antike Gottheiten >>>

Blut und Tinte >>>

  • Der Umgang mit der Metapher des Blutes in Judentum und Christentum

Abendmahl Die Einsetzungsworte

Der Herr Jesus, in der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot,
dankte und brach´s, gab es seinen Jüngern und sprach:
"Nehmet, esset, das ist mein Leib, der für euch gegeben wird.
Das tut zu meinem Gedächtnis."

Und er nahm den Kelch,
dankte, gab ihn seinen Jüngern und sprach:
"Trinket alle daraus. Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut,
das vergossen wird für euch zur Vergebung der Sünden.
Das tut zu meinem Gedächtnis."


Grundsätzliches:

Das Abendmahl erinnert an Jesu letztes Mahl mit seinen Jüngerinnen und Jüngern. Sicher hat Jesus auch oft mit den Menschen gegessen, sein letztes Mahl vor seiner Hinrichtung bekommt durch die Brot und Wein-Worte: „Das ist mein Leib bzw. Blut“ eine besondere Bedeutung.

Quellen

Biblische Quelle: Bei Paulus in 1. Korinther 11, 23 ff (erste Überlieferung)

23 Denn ich habe von dem Herrn empfangen, was ich euch weitergegeben habe: Der Herr Jesus, in der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot,
24 dankte und brach's und sprach: Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; das tut zu meinem Gedächtnis.
25 Desgleichen nahm er auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut; das tut, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis.
26 Denn sooft ihr von diesem Brot esst und aus dem Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.
27 Wer nun unwürdig von dem Brot isst oder aus dem Kelch des Herrn trinkt, der wird schuldig sein am Leib und Blut des Herrn.
28 Der Mensch prüfe aber sich selbst, und so esse er von diesem Brot und trinke aus diesem Kelch.
29 Denn wer so isst und trinkt, dass er den Leib des Herrn nicht achtet, der isst und trinkt sich selber zum Gericht.
(Einheitsübersetzung der Bibel, Stuttgart 1980, modifiziert von T.S.)

- Synoptische Evangelien Mk. 14, 12-31 et par. legen nah, daß Jesu letztes Mahl ein Sederabend war berichten vom Brot und Kelch teilen

- Johannes berichtet nur vom Abendessen vor dem Pessachfest (Joh. 13,1) legt nah, dass Jesu letztes Mahl am Abend vor dem Sederabend stattfand berichtet nur von der Fußwaschung


Historische Entwicklung

Aus der Mahlzeit der Urgemeinde mit dem Brotbrechen als Christus-Anamnese (s.a. Act. 2, 45) wurde eine eigenständige Feier.

„Die Ablösung der Eucharistie vom jüdischen Mahl war die Folge der Trennung von Kirche und Synagoge und zugleich auch die Einbeziehung griechischen Denkens in christliche Theologie und Frömmigkeit. Erst dadurch, daß der Lobspruch über Brot und Wein als Segnung verstanden wurde, erhält die Abendmahlsfeier eine feste, unumkehrbare Struktur.“ (TRE, Band I, Berlin 1977, S. 241)

Zum frühen Mittelalter hin entwickelt sich die Anamnese-Feier zur Opfer-Feier: Christus wird als Opfer immer wieder neu zum Heil der Welt dargebracht. Dies schlägt sich auch in immer aufwendigerer, exklusiver Liturgie nieder. Der Priester kann die Messe auch alleine feiern - was er faktisch auch tut, da die Gemeinde immer weniger beteiligt ist, da die wenigsten Latein verstehen und der Priester viele Gebete „in secreto“ – also still – spricht.

Mit Aufkommen der Reformation im XVI. Jahrhundert bilden sich in den unterschiedlichen reformierten Traditionen verschiedenen Deutungen des Abendmahls und damit auch verschiedene Liturgien heraus, die sich mehr oder weniger stark an die kath. Tradition anlehnen.

Nach dem II. Vatikanischen Konzil der kath. Kirche 1962-1965 bekommt die Eucharistie-Feier auch den Charakter eines Gemeinschaftsmahles wieder, ohne daß auf den Aspekt des Opfers verzichtet wird. Auf eine dialogische Form wird ebenso Wert gelegt wie auf die Feier in der jeweiligen Landes-sprache, die Entwicklung des Liedgutes, die Erlaubnis des Laienkelches in bestimmten Situationen und die Beteiligung von einzelenen Gemeindegliedern an Teilen der Messe (Lesung, Gebete etc.).

In ökumenischer Sicht kann man folgende, gemeinsame Aspekte feststellen: Das Abendmahl ist

  • Danksagung an Gott
  • Anamnese oder Gedächtnis (Repräsentation und Antizipation) Christi
  • Anrufung des Heiligen Geistes
  • Gemeinschaft im Leibe Christi

(TRE Band I, Berlin 1977, S. 325)


Liturgie

(Ich habe hier versucht, die Kernpunkte der heutigen christlichen Abendmahlsliturgie aufzuzeichnen. Zwischen katholische und ev.-luth. bzw. ev.-ref. Tradition bestehen Unterschiede, die aber hier zu weit führen würden)

Platz im „normalen“ Gottesdienst nach dem Verkündigungsteil (Lesungen und Predigt) und dem Credo (Glaubenbekenntnis der Gemeinde) oder als Kasualhandlung (Krankenabendmahl / Hausabendmahl)

Aufbau:

1. Wechselgruß zwischen Liturg/in und Gemeinde (Gemeinde gibt Liturg/in Vollmacht)
L.: „Der Herr sei mit Euch“
G.: „Und mit Deinem Geiste“
L.: „Die Herzen in die Höhe“
G.: „Wir erheben sie zum Herren“
L.: „Lasset uns Dank sagen dem Herrn, unserm Gotte“
G.: „Das ist würdig und recht.“

2. Dankgebet für Brot und Wein (entspricht dem jüd. Hkrb)

3. Gemeinde: Heilig, heilig, heilig ist der HERR Zebaoth, alle Lande sind seiner Ehre voll! (Jes. 6,3)
Hosianna in der Höhe (Matth. 21,9, et par.).
Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn (Ps. 118, 26; Matth. 23,39 et par.)

4. Bittgebet um die Heiligung der Gaben (Epiklese)

5. Erinnerung an Jesu letztes Abendmahl und „Wandlung“
Katholisch: Brot und Wein werden zu wahrem Leib und Blut Christi und bleiben es auch nach dem Mahl (Hostienverehrung)
Ev.-lutherisch: Brot und Wein werden zu wahrem Leib und Blut Christi nur während des Abendmahls
Ev.-reformiert: Brot und Wein erinnern nur an Jesu letztes Mahl
Liturg/in: „Geheimnis des Glauben“
Gemeinde: „Deinen Tod, o Herr, verkünden wir und deine Auferstehung preisen wir, bis Du kommst in Herrlichkeit“ (nach I Kor 11, 26)

6. Gemeinde: „Christe du Lamm Gottes, der Du trägst die Sünd der Welt, erbarm Dich unser. (Joh. 1, 29/36) Christe du Lamm Gottes, der Du trägst die Sünd der Welt, verleih uns Deinen Frieden“

7. Austeilung

8. Dankgebet

9. Gottesdienstschluß

Eine Sonderform des Abendmahls ist das sogenannte „Agape -Mahl“ (das griechische agape bezeichnet eine besondere Form der geistigen Liebe) – hier wird Brot und Wein ohne die Einsetzungsworte „Die ist mein Leib“ bzw. „Die ist mein Blut“ geteilt. Die Anwesenheit einer geweihten bzw. ordinierten Person ist nicht nötig. Es ist eine oft gewählte Form des ökumenischen Mahles, da die unterschiedlichen Vorstellungen der Eucharistie dort irrelevant sind.


Heilgeschehen:

Katholische Kirche

Nur der „gültig geweihte Priester“ (Katechismus der katholischen Kirche, 1993 §1411) macht die Eucharistie zum Leib und Blut (Transsubstination, substantielle Gegenwart Christi)

„Christus selbst, der ewige Hohepreister des neuen Bundes, bringt durch den Dienst der Priester das eucharistische Opfer dar. Ebenso ist es Christus selbst, der beim eucharistischen Opfer die Opfergabe ist.[...].“ (Katechismus der katholischen Kirche, 1993 §1410)

„Als Opfer wird die Eucharistie auch zur Vergebung der Sünden der Lebenden und der Toten dargebracht und um von Gott geistliche und zeitliche Wohltaten zu erlangen.“ (Katechismus der katholischen Kirche, 1993 §14116)

„Vergebung der läßlichen Sünden und Bewahrung von schweren Sünden“ (Katechismus der katholischen Kirche, 1993 §1416)

„Festigung der Einheit der Kirche“ (Katechismus der katholischen Kirche, 1993 §1416)

Evangelische Kirche

Der Glaube des/der Einzelnen macht das Geschehen zum Heilsgeschehen

Kleiner Katechismus (M. Luther 1529) – lutherische Kirche
„Was nützt denn solch Essen und Trinken?“
„Das zeigen uns diese Worte: Für Euch gegeben und vergossen zur Vergebung der Sünden; nämlich das im Sakrament Vergebung der Sünden, Leben und Seligkeit durch solche Worte gegeben wird, denn wo Vergebung der Sünden ist, da ist auch Leben und Seligkeit“
(Zitat nach: Evangelisches Gesangbuch 1994)

Heidelberger Katechismus (1563) – reformierte Kirche
- Verdeutlichung des Opfertodes Christi am Kreuz zur Vergebung der Sünden
- Brot und Wein als „gewisse“ [i.S. von „wahr“] Wahrzeichen des Leibes und Blutes
(Zitat nach: Evangelisches Gesangbuch 1994)

Die Zulassung zum Abendmahl ist dabei in der evangelischen und katholischen Tradition an die „Würdigkeit“ des/der Kommunikaten / tin geknüpft, d.h. Menschen im „sündigen“ Zustand dürfen das Abendmahl nicht empfangen. Problematisch ist natürlich die Aussage, dass das Abendmahl einerseits auch Sünden vergibt, andererseits aber die Zulassung die Freiheit von Sünde fordert. Daher ist an das Abendmahl auch immer eine Form der „Beichte“ geknüpft (meist im vorderen Gottesdienstteil im „Kyrie“, manchmal aber auch in Form der allgemeinen Beichte kurz vor dem Abendmahl). Erst in jüngerer Zeit wurde gerade in der evangelischen Kirche auf diesen Aspekt weniger Wert gelegt, um die Teilnahme wieder zu erhöhen.

Quelle: http://www.osterseiten.de/brauchtum/abendmahl/home.html

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Ich bin der wahre Weinstock ...

Johannes-Evangelium 15,1-8

"Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Weingärtner, der alle unfruchtbaren Triebe abschneidet. Aber die fruchttragenden Reben beschneidet er sorgfältig, damit sie noch mehr Frucht bringen. Ihr gehört schon zu diesen guten Reben, weil ihr mein Wort angenommen habt. Bleibt fest mit mir verbunden, dann wird mein Leben in euch sein! Denn so wie eine Rebe nur dann Früchte tragen kann, wenn sie am Weinstock ist, so werdet auch ihr nur Frucht bringen, wenn ihr mit mir verbunden bleibt.

Ich bin der Weinstock, und ihr seid die Reben. Wer bei mir bleibt, in dem bleibt mein Leben, und er wird viel Frucht tragen. Wer sich aber von mir trennt, kann nichts ausrichten. Wer ohne mich leben will, wird wie ein unfruchtbarer Trieb abgeschnitten und weggeworfen. Die verdorrten Triebe werden gesammelt, ins Feuer geworfen und verbrannt. Wenn ihr aber fest mit mir verbunden bleibt und euch nach meinem Wort richtet, dürft ihr von Gott erbitten, was ihr wollt; ihr werdet es erhalten. Gott wird dadurch verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringt und ihr euch so als meine wirklichen Jünger erweist."

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Noah

(1. Mose 9)

Gottes Bund mit Noah
...

18. Die Söhne Noahs, die aus dem Kasten gingen, sind diese: Sem, Ham, Japhet. Ham aber ist der Vater Kanaans.

19. Das sind die drei Söhne Noahs; von denen ist alles Land besetzt.

Noahs Fluch und Segen über seine Kinder

20. Noah aber fing an, und ward ein Ackermann, und pflanzte Weinberge.

21. Und da er von dem Wein trank, ward er trunken, und lag in der Hütte aufgedeckt.

22. Da nun Ham, Kanaans Vater, sah seines Vaters Blöße, sagte er´s seinen Brüdern draußen.

23. Da nahmen Sem und Japheth ein Kleid und legten es auf ihrer beider Schultern, und gingen rücklings hinzu, und deckten ihres Vaters Blöße zu; und ihr Angesicht war abgewandt, daß sie ihres Vaters Blöße nicht sahen.

24. Als nun Noah erwachte von seinem Wein, und erfuhr, was ihm sein jüngster Sohn getan hatte,

25. sprach er: Verflucht sei Kanaan, und sei ein Knecht aller Knechte unter seinen Brüdern!

26. und sprach weiter: Gelobt sei der Herr, der Gott Sems; und Kanaan sei sein Knecht.

27. Gott breite Japheth aus, und lasse ihn wohnen in den Hütten des Sem; und Kanaan sei sein Knecht.

Noahs Tod

28. Noah aber lebte nach der Sintflut dreihundertundfünfzig Jahre,

29. daß sein ganzes Alter ward neunhundertundfünfzig Jahre, und starb.

Wo nicht anders vermerkt zitiert nach: Die Bibel oder die ganze Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments. Nach der Übersetzung Martin Luthers. Nach dem 1912 vom Deutschen Evangelischen Kirchenausschuß genehmigten Text, Württembergische Bibelanstalt Stuttgart 1961.

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Die sieben Früchte Israels

(5. Mose 8,7-9)

Die Sieben Früchte Israels

"Denn der HERR, dein Gott, führt dich in ein gutes Land, ein Land, darin Bäche und Brunnen und Seen sind, die an den Bergen und in den Auen fließen, ein Land, darin Weizen, Gerste, Weinstöcke, Feigenbäume und Granatäpfel wachsen, ein Land, darin es Ölbäume und Honig gibt, ein Land, wo du Brot genug zu essen hast, wo dir nichts mangelt." (5. Mose 8,7-9)

Aus der Gefangenschaft in die Freiheit: Mose führt das Volk Israel in ein Land, wo es an nichts mangelt. Sieben Früchte werden aufgezählt, die in der gesamten Bibel eine wichtige Rolle spielen.

  • Eine der bekanntesten Pflanzen in der Bibel ist die Feige. Ihre botanischen Eigenschaften wurden gerne in Gleichnissen aufgegriffen.
     
  • Der Weinstock war im Alten Orient ein sprechendes Bild für Wohlergehen und Reichtum. Kaum eine Pflanze, die in der Bibel erwähnt wird, hat eine derart reiche Symbolik entwickelt, die bis heute im Judentum wie im Christentum fortlebt. Mit Brot und Wein hieß man Gäste willkommen. Brot und Wein standen neben dem siebenarmigen Leuchter auf dem Tisch in der Stiftshütte.
     
  • Im Leuchter brannte rein gepresstes Öl aus den Früchten des Olivenbaums.
     
  • Der Granatapfel stand mit seiner Schönheit beim Tempelbau Modell.
     
  • Wein und Öl hatte der barmherzige Samariter in seiner Reiseapotheke. Damit konnte er dem von Räubern zusammengeschlagenen Menschen Erste Hilfe leisten. Ein Olivenhain wurde Ruheplatz für Jesus: im Garten Gethsemane verbrachte er betend die letzten Stunden vor dem Tod.

Früchte waren zu biblischen Zeiten mehr als nur Nahrungsmittel. Sie heilten Kranke, aus ihnen wurden Kosmetika hergestellt, sie zeigten Wohlstand und Lebensfreude.

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Religiöses Brauchtum

Fest des heiligen Bartholomäus

Wo Barthel den Most holt
Zum Fest des heiligen Bartholomäus am 24. August

Das Fest des heiligen Bartholomäus (auch: Bâtle, Barthel, Bartel, Bartholomä) am 24. August feiert einen Apostel, der im Neuen Testament nur in der Apostelgeschichte genannt wird, aber der Tradition nach mit Natanael aus Kana gleichgesetzt wird. Der Gedenktag erinnert an die Translation der Reliquien nach der Insel Lipari und nach Benevent. Um 1000 wurden sie nach Rom übertragen, wo sie in einer nach dem Heiligen benannten Kirche auf der Tiberinsel ruhen. Die Gehirnschale des Heiligen wird aber in Frankfurt verehrt, wo Bartholomäus Stadtpatron ist. Und dies sicher nicht ohne Grund, denn der heilige Apostel ist Patron der Fischer (und Schäfer). In eben diesem Sinne ist auch die Kirche St. Bartholomä am Königssee zu ihrem Patrozinium gekommen.

Der 24. August markiert das Ende der Schon- und Laichzeit der Fische: Der heilige Bartholomäus bzw. natürlich sein Festtag eröffnet den Fischfang in den Binnengewässern. Gefeiert wurde dies früher mit Fischessen, Prozessionen und Fischzügen. Fischerkönig wurde der, der den erfolgreichsten Fang vorweisen konnte.

Der heilige Bartholomäus, oder genauer, sein Gedenktag ist sprichwörtlich geworden. „Wissen, wo Barthel den Most holt” meint, sich zu helfen wissen, alle Schliche kennen, sehr gewandt, hintertrieben, schlau und verschlagen sein. Belegt ist die Redensart seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, z. B. in Grimmelshausens „Simplicissimus” (I, 139). Von allen Erklärungen scheint die am glaubwürdigsten zu sein, die sich am Gedenktag des hl. Bartholomäus orientiert. Dieser Tag ist für den Ausgang der Weinernte wichtig. Für Bauern und Winzer war dies ein Lostag. In einem Hinweis von 1872 aus Augsburg heißt es, dass alle Wirte ihre Schankgerechtigkeit verlören, wenn sie an Bartholomä noch keinen Most hatten. Beziehen kann sich diese Aussage nur auf den Obstmost, weil der Traubenmost wegen der ausstehenden Traubenlese noch nicht existiert. Da auch der Obstmost am Fest des heiligen Bartholomä noch sauer ist, kann die Redensart nur ironisch sein: Das muss schon ein verflixt gewitztes Kerlchen sein, der weiß, wie man am Barthelstag zu (trinkbarem) Most kommt. Dazu passen Redensarten im Schwäbischen: „Dear besseret se wia's Bartles Moscht, dear ischt zua Esse woara”, oder „Dea richt se wie Bartls Moscht, un den habbe mr uff de Mischthufe gschütt”. In einem Reim heißt es: „Bâtle roicht en wollfle (wohlfeilen) Moscht, beim Michl (29. September) er scho maier koscht”. Wenn auch der frühe Most noch nichts taugt, so sieht man am Bartholomäustag doch schon recht gut, in welchem Garten gutes Obst oder gute Trauben einen guten Most geben werden. Nach einer schwäbischen Wetterregel heißt es: „Wie der Bartholomäus sich hält, so ist der ganze Herbst bestellt”. Bartholomäus, der personifizierte 24. August, weiß also schon, wo der Most zu holen sein wird.

In der Tat lautet die Redensart ursprünglich: „Barthel weiß, wo er den Most holt”. Zu dieser Deutung passt auch die mehrfach belegte schwäbische Scherzfrage: „Wo holt der Bartle den Moscht?”, oder „Waischt au, wau Bartle da Moscht holet?” Die Antwort heißt: „Beim Michel!”, d.h. erst Ende September. Bekannte Drohungen „I will der zaige, wo Bartle Moscht holt!” oder „Dem will i sa, wo Bartle de Moscht holt!” stößt einer aus, der dem anderen zeigen will, wo es lang geht. Die Bezeichnung des Tages als Hasenbartl kennzeichnet ihn ebenso als Schmaustag wie den Gänsmartin und Schweinethomas.

Quelle: http://www.religioeses-brauchtum.de

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Religiöses Brauchtum

Erntedankfest

Erntedankfest

In jeder Eucharistiefeier danken katholische Christen für „die Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit". Was die Natur hervorbringt, wird als Gottesgeschenk betrachtet. Einmal im Jahr bietet dieses Danken allen Christen Anlass zu einem eigenen Fest, dem Erntedankfest. Fest und Feier zu Erntedank haben zwei verwandte Quellen: So lange sich der Mensch als Teil einer göttlichen Schöpfung begreift, wird er Teile dieser Schöpfung, wie z.B. seine Nahrung aus Ackerbau und Viehzucht, auf Gott zurückführen und sich zu Dank verpflichtet wissen. Dies gilt vor allem dann, und dies ist die zweite Quelle, wenn sich der Mensch als abhängig vom Naturkreislauf erfährt, in den die Nahrungsgewinnung eingebunden ist. Der Abschluss der Ernte bot darum immer Anlass zu Dank.

Im Buch Genesis (1. Buch Mose) wird berichtet, dass Kain ein Opfer von den Früchten des Feldes und Abel ein Opfer von den Erstlingen seiner Herde brachte. In der jüdischen Tradition gehören auch alle menschlichen Erstgeborenen Gott. Selbst Jesus Christus wurde im Tempel als Erstgeborener Gott symbolisch dargebracht und ausgelöst. Im Judentum gab es zwei Erntefeste im Jahreslauf: das Pfingstfest als Getreide-Erntefest und das Laubhüttenfest als Wein- und Gesamt-Erntedankfest. In der Kirche ist ein Erntedankfest seit dem 3. Jahrhundert belegt, allerdings kein weltweit verbreiteter einheitlicher Festtermin. Ihn kann es nicht geben, weil der Festzeitpunkt je nach Klimazone unterschiedlich fällt. In Deutschland ist der erste Sonntag im Oktober erst 1972 von der Bischofskonferenz festgelegt worden. Die Gemeinden sind aber nicht verpflichtet, dieses Fest auch zu feiern. In evangelischen Gemeinden ist der Michaelstag (29. September) oder einer der benachbarten Sonntage Festtag.

Der Monat, in dem wir Erntedank feiern, hieß früher Holzmonat (ahd. witumanot), Herbstmonat (ahd. herbistmanot), Havermaent oder Herbstsaat. Die Namen deuten die Vorbereitung auf den Winter an: Holzvorräte müssen angelegt, die Wintersaat ausgebracht werden. Die Bezeichnung September, die im Mittelhochdeutschen schon nachweisbar ist, leitet sich von der Zahl sieben ab, lat. septem. Im altrömischen Kalender (156 vor Christus; Beginn des Jahres: 1. März) war dies der siebte Monat. Als Julius Cäsar den Kalender reformierte (56 vor Christus; Beginn des Jahres: 1. Januar) blieb der Monatsname erhalten, auch wenn der Monat seitdem an neunter Stelle steht.

Heutzutage ist die kirchliche Erntedankfeier in den Gottesdienst integriert. Erntegaben schmücken den Altar oder werden im Gottesdienst zum Altar gebracht. In vielen Gemeinden ist dieser Gottesdienst auch mit einer Solidaritätsaktion zugunsten hungernder Menschen verbunden. Die weitgehende Industrialisierung der Landwirtschaft und Mechanisierung des Ackerbaus verdrängen außerkirchliches Erntedankbrauchtum, wo es nicht als Folklore (z.B. Almabtrieb) erhalten bleibt. Es gab und mancherorts gibt es auch noch heute ein vielfältiges Brauchtum, im Süden stärker als im Norden Deutschlands.

Vor allem Erntefeste mit Festessen und Tanz prägen diesen Tag. Meist sind diese Erntefeste durch die Gutsherren entstanden, die alle Mägde und Knechte z. B. mit Erntebier und festlichem Essen bewirteten. Vorausgegangen war die Übergabe der Erntekrone oder des Erntekranzes. In den Erntekranz eingebunden war der Antlasskranz, ein Kranz aus Kräutern, Blumen und dem Antlass-Ei, der an Gründonnerstag gebunden worden war, dem Antlasstag (von antlâz, Ablass, Nachlass von Sündenstrafe, weil zu Gründonnerstag die „öffentlichen Büßer" wieder in die Kirche aufgenommen wurden). Kräuter und Eier dieses Tages galten als besonders heilkräftig. In Schottland hat sich die Erntesuppe „Hotch-potch" aus frischem Fleisch und den besten Gartengemüsen bis heute als Spezialität erhalten. In einigen Gegenden wird aus den letzten Garben eine „Erntepuppe" hergestellt, die als „Opfergabe" auf dem Feld verbleibt. Anderswo wird die Erntepuppe zum Fest mitgenommen, wo sie beim Ehrentanz mitwirkt. Wo die letzten Garben zu einem Erntekranz gewunden und auf den Hof gebracht wurden, war es manchmal auch üblich, diese Getreidebüschel vor Weihnachten einzusammeln. Die Ähren wurden zu einer Garbe zusammengebunden und als Weihnachtsgarbe für die Vögel auf einer Stange - oft vor der Kirche - aufgesteckt. Der Weihnachtsfriede bezog in einer ganzheitlich denkenden Zeit auch die Natur und besonders die Tiere mit ein (Lüttenweihnacht). Moderne „Erntepuppen", die heute auf den Feldern zu sehen sind, werden aus Strohballen gebildet. Erntedankelemente sind auch in vergleichbaren Festivitäten enthalten: Der Almabtrieb in den Bergen beinhaltet sie ebenso wie manche Heiligenfeste im Spätherbst. Das Fest des hl. Michael (29. Sept.) gehört dazu wie das des hl. Martin (11. Nov.), an dem die Martinsminne (der neue Wein) getrunken und die Martinsgans gebraten wird.

Der Mensch greift heute nicht nur in das heranwachsende und das verlöschende Leben von Mensch und Tier ein. Die Dekodierung der genetischen Codes nutzt er längst zur Manipulation der Natur. Darf der Mensch aber alles, was er kann? Ist erlaubt, was - wem auch immer - nützt? Wer definiert das notwendige Können, wer den Nutzen? Wo verläuft die Grenze zwischen dem Gebotenen und dem Verbotenen? Soll vielleicht der „ideale Mensch", der weder durch die „richtige" Erziehung noch durch die „richtige" Ideologie zu produzieren war, nun auf diese Weise entstehen? Wer glaubt, sich niemandem mehr verdanken zu müssen, wer sich selbst für ein autonomes System hält, der braucht kein Erntedankfest mehr. Den stellen auch Erfolgsbilanzen zum Jahresende zufrieden.

Einer Zeit, in der die ökonomische Betrachtungsweise dieser Welt immer mehr durch die ökologische ergänzt wird, täte eine Rückbesinnung auf die Abhängigkeit von der Natur und auf die notwendige Dankbarkeit Gott gegenüber gut. Aller tatsächliche, notwendige oder bloß vermeintliche Fortschritt, den die Ideologen so gerne „Errungenschaft" nennen, darf den Mensch nicht betriebsblind machen: Wir bleiben Teil der Natur und der Schöpfung, selbst wenn wir in die Natur eingreifen. Vielleicht können wir mit Gottes Materialien umgehen, sie selber voraussetzungsfrei schaffen können wir nicht. Das Erntedankfest ist ein Gradmesser für das gesellschaftliche Bewusstsein des Geschaffenseins und der Teilhabe an der Schöpfung, die wir nicht geschaffen haben.

Quelle: http://www.religioeses-brauchtum.de

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Hat Jesus während des Abendmahls alkoholischen Wein verwendet? „Alkoholischer Wein ist ein falsches Symbol für das Blut Jesu.“

Die Verwendung von alkoholischem Wein während der Abendmahlsfeier oder Eucharistie hat in vielen Kirchen zu Diskussionen geführt. Wird nicht ein trockener Alkoholiker durch diese Praxis von jeder Abendmahlsfeier von vornherein ausgeschlossen? Tatsächlich haben manche alkoholkranke Christen durch den Abendmahlswein einen schweren Rückfall in den Alkoholismus erlebt. Hat jemand erst einmal durch Alkoholmissbrauch einen Kontrollverlust erlitten, kann ihn nach seiner Heilung schon wenig Alkohol wieder rückfällig werden lassen. Deshalb muss er Alkohol in jeder Form strikt meiden und darf deshalb auch beim Abendmahl auf keinen Fall den Kelch nehmen. Diesem Dilemma entgeht die katholische Kirche dadurch, dass seit 1415 n. Chr. nur der Priester aus dem Kelch trinkt.

Weil das Abendmahl sich aus dem Passahfest ableitet, könnten wir bei der Beantwortung der Frage, ob Jesus den Jüngern Alkohol oder Traubensaft gereicht hat, auf die jüdische Tradition blicken. Während des Passahfestes war den Israeliten das Essen von gesäuertem Brot streng verboten. Alles was Gärung hervorrufen konnte (hebr. seor, d. h. Sauerteig) oder Gärung durchlaufen hatte (hebr. chamets, d. h.sauer, gesäuert, gegoren, fermentiert sein, davon stammt das Wort chomäs, d. h. Essig), musste aus dem Haus entfernt werden (2. Mose 12,15,17-20). Einige wenige rabbinische Aussagen beziehen dieses Gebot Gottes auch auf Getränke. Andere weisen daraufhin, dass Sauerteig hauptsächlich eine Milchsäuregärung durchläuft, die sich von der alkoholischen Gärung deutlich unterscheidet (es wird jedoch auch ein wenig Alkohol durch „wilde" Hefe erzeugt). Deshalb könnte beim Passahfest alkoholischer Wein getrunken werden.
Bei der Einsetzung des Passahfestes ist vom Wein jedoch keine Rede. Das Trinken von vier Gläsern Wein ist eine spätere jüdische Tradition. Deshalb sagt das Alte Testament nichts über den Passahwein.

Im neuen Testament wird in Bezug auf das Abendmahl nur vom „Kelch" und dem „Gewächs des Weinstocks" gesprochen (siehe beispielsweise Matthäus 26,26-29). Ob Jesus beim Abendmahl den Jüngern alkoholischen Wein gereicht hat oder unvergorenen Saft (aus Rosinen oder Sirup hergestellt oder auf andere Art konserviert), kann deshalb aus keinem neutestamentlichen Text direkt abgeleitet werden.

Paulus bezieht sich auf den israelitischen Brauch, während des Passahfestes allen Sauerteig aus den Häusern zu entfernen. In 1. Korinther 5,6-8 zeigt er uns auch das „Warum" dieses Gebotes. Sauerteig war für die Israeliten ein Symbol der Sünde: Wie nur ein wenig Sauerteig eine ganze Schüssel Brotteig durchsäuert, so hat auch nur eine Sünde die ganze Welt verdorben. Weil sowohl das Brot des Passahfestes als auch des Abendmahls ein Symbol des sündlosen Leibes Christi ist, sollte es ohne Sauerteig (oder Hefe) gebacken werden.

Wenn aber die Milchsäuregärung des Brotes im Neuen Testament als Bild für die Wirkung der Sünde genommen wird, kann die alkoholische Gärung des Weines als parallel dazu gesehen werden, obwohl sie chemisch anders abläuft. Auch ein wenig Hefe lässt den ganzen Traubensaft gären. Dies ist ein Hinweis auf die Verwendung eines nichtalkoholischen Weins bei der Einsetzung des Abendmahls. Nicht nur der Leib Christi, sondern auch sein Blut ist sündlos. Alkoholischer Wein ist also ein falsches Symbol für das sündlose Blut Jesu (vgl. Jesaja 56,8 ).

Deshalb schreibt Ellen G. White in „Das Leben Jesu", Seite 652: „Die ungesäuerten Brote, die in der Passahzeit gegessen wurden, liegen vor ihm. Der unvergorene Passahwein steht auf dem Tisch. Für Christus sind diese Dinge Sinnbilder für sein makelloses Opfer. Nicht verdorben durch Gärung, dem Sinnbild der Sünde und des Todes, weisen sie auf Jesus als ‚eines unschuldigen und unbefleckten Lammes hin."

Christliche Gemeinschaften des Ostens, die nicht oder nur wenig vom europäischen Christentum beeinflusst wurden, verwenden einen Abendmahlswein, der – in Anlehnung an die jüdische Tradition – kurz vor der Feier aus eingeweichten Rosinen hergestellt wird, um jede Gärung auszuschließen.

Christen sollten deshalb über die Symbolik des Abendmahls nachdenken. Etwas, das berauschen kann, das Denkvermögen trübt, emotional enthemmt, millionenfaches Leid verursacht hat, Menschen ins soziale Abseits trieb und schon bei einem Glas ein paar hundert Hirnzellen zerstört oder einen trockenen Alkoholkranken wieder rückfällig werden lässt, ist sicherlich kein passendes Symbol für Jesu Blut.

Quelle: http://www.stimme-der-hoffnung.de

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Jesus und antike Gottheiten Die Geschichte der Geburt Jesus weist im Übrigen erstaunliche Parallelen zur Geburt Mithras auf. Die Mithras-Religion ist rund 500 Jahre älter als das Christentum. Lange, bevor die Kirche im Jahre 353 den Geburtstag Christi auf den 25. Dezember verlegte, wurde die Geburt Mithras an diesem Tag gefeiert. Die liturgische Formel bei diesem Fest lautete: „ Die Jungfrau hat geboren, zu nimmt das Licht.“ Und „Euch ist heute der Heiland geboren“. Mithras wurde bei seiner Geburt von Hirten angebetet, die ihm die Erstlinge ihrer Herden und Früchte brachten. Wenn wundert es da noch, dass Mithras wie Jesus nach seinem Tode zum Himmel fuhr. Überhaupt findet man angebliche Episoden und Wunder Jesus immer wieder bei anderen Religionen in der Antike. Es waren gängige Klischees. So lagen bei ihrer Geburt in einem heiligen Korb oder in einer Krippe in Windeln gewickelt schon Zeus, Hermes und Diogenes. Das Wunder auf der Hochzeit von Kana, wo Jesus aus Wasser Wein machte, wurde schon von Dionysius vollbracht. Gekreuzigt wurden die Götter Prometheus, Lykurgos, Marsyas sowie Dionysos. Wie beim christlichen Abendmahl wurde auch Dionysos Fleisch gegessen und dessen Blut getrunken. Der babylonische Gott Bel Marduk wurde als der vom Vater gesandte Erlöser, Erwecker der Toten und guter Hirte gefangen genommen, verhört, zum Tode verurteilt, mit einem Verbrecher hingerichtet, während ein anderer frei kam. Eine Frau wischte das Herzblut ab, das aus seiner Speerwunde quoll. Auch Himmelfahrten waren nicht auf Jesus beschränkt. Vielmehr gab es einen regelrechten Himmelstourismus durch Kybele, Herakles, Mithras, Cäsar, Homer, Henoch, Moses, Elias ... und später auch mit Mohammed der Religionsstifter des Islams.

Verwendete Literatur:

  • Die Bibel; Einheitsübersetzung, 1980 Katholische Bibelanstalt GmbH, Stuttgart
  • Der Brockhaus
  • Rudolf Augstein: Jesus – Menschensohn, Verlag Hoffmann und Campe, 1999
  • Franz Buggle: Denn sie wissen nicht, was sie glauben (erschienen bei Rowolt 1992
  • Karlheinz Deschner: Der gefälschte Glauben, Heyne Bücher 1991, ISBN 3-453-044428

Quelle: http://www.schulfach-ethik.de/ethik/download/christentummichalke.doc

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Blut und Tinte

Umgang mit der Metapher des Blutes

TAUSCHGESCHÄFT

Im Umgang mit der Metapher des Blutes unterscheiden sich Judentum und Christentum grundsätzlich. Von hier aus betrachtet, ist der katholisch-evangelische Streit ums Abendmahl eine Marginalie.

Der Papst hat kürzlich eine Enzyklika herausgegeben, die Katholiken untersagt, mit Nicht-Katholiken das Heilige Abendmahl zu nehmen - und dies angesichts des Ökumenischen Kirchentags in Berlin, des ersten, den es je gegeben hat. Den Hintergrund für die päpstliche Entscheidung bildet die Tatsache, dass das Heilige Abendmahl für Protestanten und Katholiken einen unterschiedlichen Stellenwert hat: Für Katholiken konstituiert sich die Glaubensgemeinschaft über das gemeinsame Abendmahl, für Protestanten stellt es eine "Vergegenwärtigung" des Passionsopfers dar. Es ist ein "Gastmahl", das auch mit Andersgläubigen geteilt werden kann. Allerdings: So unterschiedlich diese Positionen kirchendogmatisch auch sein mögen, bei einer genaueren Betrachtung der Geschichte der Metaphorik des Blutes verschwimmen die Grenzen.

In dem Film Interview mit einem Vampir führt ein routinierter Vampir einen Neuling in die Kunst des Blutgenusses ein. Dieser hat sich bisher nicht überwinden können, von Menschenblut zu trinken, und ernährt sich deshalb kläglich vom Blut der Kaninchen, Eichhörnchen oder gar der Mäuse. Der routinierte Vampir will ihm den, wie er meint, raffinierteren Geschmack des Menschenblutes näher bringen und bietet ihm - nachdem er zwei junge Frauen durch einen kurzen Biss dem Leben entrissen hat - einen Kristallbecher mit rotem Saft an: "Trink", sagt er zum Novizen, "und stell Dir vor, es sei Wein".

Diese kleine Szene erzählt auf ironisch verkehrte Weise von der großen Bedeutung des Blutes im christlichen Abendland. Sie erzählt vom Wandel des Weins in Blut und von den Einbildungskräften, die dafür nötig sind. Sie bringt den Streit um die Transsubstantiationslehre in Erinnerung und öffnet die Augen für die magischen Kräfte des Glaubens. Aber sie erzählt dabei auch von den magischen Kräften der modernen Simulationstechniken, durch die Wahrheit und Einbildung oft ununterscheidbar werden. Der Zuschauer weiß natürlich, dass im Kelch kein Wein, sondern Blut ist - aber dieses Wissen verdankt er wiederum den Zauberkünsten des Films, die von der Macht der eingebildeten Wirklichkeit zeugen. Es ist fast, als habe der Film erfunden werden müssen, damit die Wunder, die am Altar geschehen, auch in der säkularen Welt Glaubwürdigkeit erhalten. Und das gilt nicht nur für das Blut. Wie das Geschehen beim Heiligen Abendmahl vergegenwärtigt auch das Kino ein Geschehen, das in der Vergangenheit liegt. Dank einer ausgeklügelten Bild- und Tontechnik befindet sich der Zuschauer in einem anderen Raum, in einer anderen Zeit und erfährt am eigenen Leibe etwas, das eigentlich dem Bereich des Imaginären angehört. Im Interview mit einem Vampir wird dieser Topos einer "real-imaginären Wirklichkeit" mehrfach aufgegriffen und kinematographisch verkehrt: So befindet sich der Held, inzwischen Routinier im Geschäft des Bluttrinkens, gegen Ende des Films, nach dem Überstehen vieler Abenteuer, in einem Kinosaal - wie auch der Zuschauer selbst. Dort kann er genussvoll einen Sonnenuntergang erleben (natürlich auf Sunset Boulevard in Hollywood) - ein Vergnügen, das ihm im "normalen" Leben des Vampirs, der Licht und Sonne scheut, verwehrt bleibt. Im Kino darf auch der Vampir genießen, was die normalen Sterblichen in echt erleben - eben weil diese Wirklichkeit nicht ganz echt ist.

In dieser changierenden Welt zwischen Imagination und Wirklichkeit bildet das Blut eine wichtige, wenn nicht die wichtigste Schaltstelle: So wie Christus Mediator zwischen dem Transzendenten und dem Irdischen ist, ist auch das Blut Mittler zwischen der Welt der Zeichen und der materiellen Welt; es ist damit auch Garant dafür, dass Einbildung und Simulation Macht über die Wirklichkeit haben. Das Blut eignet sich deshalb für diese Mittlerrolle, weil es immer schon metaphorische Dienste zu leisten hatte und zugleich eine ambivalente Bedeutung hat: Einerseits signalisiert es Leben, andererseits verweist es auf Wunde und Sterblichkeit. Davon erzählt gerade der Mythos des Vampirs, hinter dem sich die Gestalt des Anti-Christ verbirgt, der jeden Pakt mit Blut unterschreiben lässt und der als Blut-Dieb galt - im Gegensatz zum Heiland, der sein Blut für die anderen opfert. So kommt es, dass es "gutes" und "böses" Blut gibt: ein Blut, mit dem in Berührung zu kommen, Infektion und Krankheit bedeutet, und ein Blut, das zu genießen Heil bringt. Wie aber sollen die armen Sterblichen zwischen den beiden unterscheiden lernen? Indem sie lernen, die Simulation für die Wirklichkeit zu halten. Je enger das Verhältnis von Blut und Wunder, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um "gutes" Blut handelt. Je mehr es von der normalen Leiblichkeit des Menschen erzählt, desto wahrscheinlicher, dass es sich um eine minderwertige Sorte handelt.

Die Vorstellungen vom "heiligen Blut" der Könige und von der Nation als "Blutsgemeinschaft" - diese Bilder haben eine ungeheure historische Wirkungsmacht entfaltet. Aber sie haben nichts mit biologischer Wirklichkeit zu tun. Es handelt sich um metaphorische Bilder, die ihren Ursprung in archaischen Gesellschaften haben. Diese Bilder wurden von den Religionen des Buches aufgegriffen und mit einer neuen Bedeutung versehen. Gerade weil sich alle drei Religionsgemeinschaften - Judentum, Christentum und Islam - über eine Heilige Schrift definieren, wuchs das Bedürfnis nach einer Form der Selbstdarstellung, die auf Wirklichkeit und Leiblichkeit verweist. Und dieser Verweis geschieht unter anderem über die Bilder des Blutes. Aus dem Blut wurde allmählich der Signifikant für die Wirklichkeit selbst - während die Zeichen der Schrift eine leibliche Wirklichkeit, nur noch vermittelt - medialisiert oder simuliert - zu denken erlaubten. Um dieses Tauschgeschäft geht es bei der Eucharistie und ging es im Bilderstreit des frühen Mittelalters: Ikonen haben zu bluten, so wie auch heute kein Film auf den roten Saft verzichten kann, will er den imaginären Raum des Kinogeschehens als reale Gegenwart erscheinen lassen.

Tinte und Blut, das ist das Tauschsystem der Gesellschaften, in denen die Zeichensysteme historische Wirkungsmacht entfaltet haben. Diese Zeichen können die Form von Schriftzeichen, von Bildern oder auch von Geld haben. Letzteres ist das Zeichensystem mit materialisierender Macht schlechthin. Das Blut verleiht dem Text, dem Bild, der Münze einen Leib und Leiblichkeit. Allerdings geschieht das auf sehr unterschiedliche Weise in den einzelnen Religionen und Kulturen. Das hebräische Wort "dam" bedeutet Blut. Adam, der Mensch, bedeutet also auch "rot sein". Seine Name verweist einerseits auf Leben und andererseits auf die Sterblichkeit des Menschen. In der jüdischen Religion ist der Genuss von Blut streng verboten. Denn das Blut, Symbol für Leben und Tod, bleibt dem Schöpfer vorbehalten. Wird Blut versehentlich vergossen, so muss es mit Erde überdeckt, begraben werden, um dem rechtmäßigen Eigentümer, Gott, wieder übergeben zu werden. Ein solches Verbot von Blutgenuss gab es bis dahin in keiner anderen antiken Religion oder Kultur des Vorderen Orients. In der jüdischen Religion handelte es sich beim Verbot, Blut zu genießen, also nicht um eine archaische Tradition; vielmehr ging es um die Macht eines neuen Gottes, der anders als alle anderen Götter unsichtbar blieb und sich einzig in den Zeichen der Schrift offenbarte. Das alte Israel war die erste Glaubensgemeinschaft, deren Zusammenhalt nicht auf einer Dynastie oder einem Territorium, sondern auf einem Text beruhte, und der Herausbildung dieser Glaubensgemeinschaft war die Entstehung des Alphabets vorausgegangen: ein Schriftsystem, das, weil es die gesprochenen Laute in visuelle Zeichen überführte, dem lebendigen Körper die Sprache entriss. Damit das Leben nicht versiegt, musste der Gott, der aus den Zeichen hervorgegangen war und sich nur in diesen offenbarte, auch Herr über das Blut - den Saft des Lebens - sein.

Ganz anders im Christentum. Auch hier wird das Blut zu einem konstitutiven Element der Gemeinschaft. Doch das geschieht nicht durch das Verbot, sondern durch das Gebot des Blutverzehrs. Wenn der Christ beim Heiligen Abendmahl das Fleisch und Blut seines Herrn verzehrt, vollzieht sich eine Vereinigung des Gläubigen mit Gott. Er erringt Anteil an Gottes Unsterblichkeit. Zugleich findet im vergossenen und geopferten Blut des Heilands auch die Menschwerdung Gottes ihren Ausdruck. Durch den gemeinsamen Verzehr des heiligen Blutes konstituiert sich auch die Gemeinschaft. Beides - Gottes Menschwerdung wie die Vorstellung der Gemeinschaft als Leib Christi - schlägt sich nieder in wirkungsmächtigen Bildern des Blutes, die sich durch die gesamte Geschichte des Christentums ziehen und dabei - wie die Symbolik des Kreuzes - viele Bedeutungswandel erfahren haben. Zu ihnen gehören neben den Heil bringenden Kreuzigungsdarstellungen auch die "Blutwunder", blutende Gnadenbilder, Hostien und viele "Blutsbeschuldigungen" gegen Juden. Die christlichen Bilder des Blutes sind der jüdischen Religion ebenso fremd wie die Vorstellung eines Gottes, der sich geopfert hat - und der Gegensatz zwischen der Symbolik des Blutes in den beiden Religionen liegt am Ursprung vieler antijüdischer, christlicher Stereotypen von einer "Blutschuld" des Juden.

Will man das unterschiedliche Verhältnis von Zeichen und Blut in den beiden Religionen in wenigen Worten umreißen, so könnte man sagen: In den jüdischen Religion ist Gott das Zeichen und er ist zugleich Herr über das Blut (die Schöpfung); in der christlichen Religion hingegen ist er Zeichen und Fleisch zugleich - und die Heilsbotschaft des Christentums besteht in eben jenem Verschwinden der Differenz zwischen Tinte und Blut. Christus ist die Leib gewordene Schrift - und die christlichen Bilder des Blutes besagen: Wir simulieren nicht die Wirklichkeit, sondern wir sind die Wirklichkeit. Und je mehr Simulationstechniken die Zeichen schufen, desto wichtiger wurde der Verweis auf das Blut.

Das bedeutet aber, dass es nicht so wichtig ist, ob sich für die Katholiken mit den Blut gewordenen Zeichen die Gemeinschaft der Gläubigen konstituiert oder Protestanten im Heiligen Abendmahl eine Vergegenwärtigung des Passionsopfers sehen. In beiden Fällen haben die Zeichen ihre eigene Wirklichkeit geschaffen: eine Wirklichkeit, die als Wein oder als Blut daher kommen mag, deren tiefste "Wahrheit" aber darin besteht, dass sich Imagination und Realität überlagert haben.

Quelle: http://www.freitag.de

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