Antike
DIE ANTIKEN MYTHOLOGIEN | ||
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ÜBERSICHT:
Riten Kommentare, Quellen
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Ariadne |
Ariadne (kret. „die herrlich Strahlende”, auch
Aridela)
Die Tochter des Königs Minos von Kreta und der Pasiphaë. Ihre Schwester ist Phaidra. Ariadne schenkte dem Theseus aus Liebe und gegen Heiratsversprechen ein Wollknäuel, damit er am abgewickelten Faden aus dem Labyrinth herausfindet. Mit ihm verließ sie Kreta, er aber ließ sie auf dem Weg in seine Heimat Athen auf der einsamen Insel Dia (Naxos) allein zurück. Die so schäbig im Stich gelassene fand der des Weges kommende Dionysos, der sie zu seiner Gattin nahm. Der glücklichen Verbindung entstammen vier Söhne, Thoas, Staphylos, Oinopion und Peparethos. Nach ihrem Tod holte Dionysos sie, wie auch seine Mutter Semele, aus dem Hades zu sich auf den Olympos. Ihre Krone war ein Brautgeschenk des Schmiedegottes Hephaistos und wurde als Sternbild Nördliche Krone (Corona borealis) an den Himmel versetzt. Ariadne war wohl ursprünglich eine minoische Göttin. Auf Zypern fand sie Verehrung als Aphrodite Ariadne. |
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Demeter röm. Ceres |
Demeter ist die eigentlich mütterliche Erdgottheit
unter den olympischen Göttern. Sie stiftete den Getreideanbau, die Gesetze
und Sitten: durch ihre Segenskraft lässt sie alle Gewächse sprießen. Als
Vegetationsgottheit wird Demeter / Ceres oft zu Dionysios / Bacchus in
Parallele gesetzt. Ein Bezug zu Tod und Unterwelt - symbolisiert auch in
ihrer Tochter Persephone / Proserpina - zeigte sich in ihrem Heiligtum beim
attischen Eleusis, wo man ihr mit den Mysterien des Sterbens und der
Auferstehung diente, die im periodischen Wechsel der Jahreszeiten mit ihrem
Zyklus von (sommerlicher) Trockenheit, Aussaat, (winterlichem) Regen und
Ernte vorgebildet waren. Das Attribut der Demeter / Ceres ist ein von
Schlangen gezogener Wagen, auf dem sie einherfährt.
aus: Heinrich Krauss / Eva Uthemann: Was Bilder erzählen - Die klassischen Geschichten aus Antike und Christentum.Verlag C.H. Beck, München 1988. S. 16 |
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Dionysos röm. Bacchus |
Dionysos, der Sohn des Zeus / Jupiter und der
thebansichen Kadmostochter Semele, wurde als Sterblicher geboren, wandelte
sich dann aber in eine Gottheit und durchzog alle Länder der Erde, um als
Gott anerkannt zu werden; sogar bis nach Indien soll er gekommen sein. Als Vegetationsgottheit war
er Tod und Auferstehung unterworfen: In Delphi zeigte man sein Grab und auf dem nahegelegenen Berge Parnasses feierte man jedes zweite
Jahr seine Rückkehr aus der Totenwelt. Wer ihn verehrte, dem brachte er Segen in der Landwirtschaft, besonders beim Weinbau; wer sich seinem
Kult widersetzte, wurde auf schreckliche Weise vernichtet. Bei den Griechen hieß Dionysos auch
Bakchos, woraus bei den Römern Bacchus wurde. Seine ATTRIBUTE sind der Weinstock und der Thyrsusstab, ein mit
einem Pinienzapfen gekrönter und mit Weinreben und Efeu umwundener Stock. Er trägt oft fließende orientalische Kleider und reitet manchmal auf
einem Panther oder fährt auf einem von Panthern gezogenen Wagen.
An einigen Festen des Gottes durften nur Frauen teilnehmen, die als Monaden / Bacchantinnen, in Tierfelle gekleidet, in heiliger Raserei durch die Wälder tanzten. Überhaupt brachten die dionysischen Riten ekstatische Zustände mit sich, die durch Wein, Tanz und Musik hervorgerufen wurden. Ein solches Fest nannte man «Bacchanal». Der Aspekt der musischen Begeisterung im Kult des Bacchus wird manchmal auch durch den Beinamen Camus (Griech. komos = Gelage) zum Ausdruck gebracht. (Über Komos bei Philostratos i.A., 1,2} Zum Gefolge des Dionysos gehören die Satyrn, halbtierische Wesen mit platten Nasen und spitzen Pferdeohren, voll derb-sinnlicher Angriffslust auf Frauen und 'Nymphen. Unter den Satyrn ist der glatzköpfige Seilenos / Silen der berühmteste. Da er als großer Zecher etwas unsicher auf den Beinen ist, reitet er gern auf einem Esel. aus: Heinrich Krauss / Eva Uthemann: Was Bilder erzählen - Die klassischen Geschichten aus Antike und Christentum.Verlag C.H. Beck, München 1988. S. 35 ff. |
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Dionysos
Der Gott der Vegetation, des Weines, der Ekstase und des Rausches. In seinem Gefolge befinden sich die Satyrn oder die Silenen und verschiedene Nymphen. Dionysos gehörte später zu den zwölf Olympioi, indem er im Pantheon die Hestia ersetzte. Seine Eltern sind in diesem Falle Zeus und Semele. Mit Ariadne ist er Vater des Priapos und er ist Vater des Hymen. Attribute des gehörnt dargestellten Dionysos sind Thyrsosstab und Phallos, Rebe und Becher. Er zählt zu den sterbenden und auferstehenden Gottheiten. Ihm heilig ist der Esel. Herkunft und Jugend Über die Abstammung dieses weithin verehrten Gottes gibt es viele Meinungen. Seine Eltern seien Zeus und Persephone (röm. Jupiter und Proserpina) gewesen, als Väter werden auch Nilus und Kaprius genannt. Wenn der Vater Zeus/Jupiter ist, so wird auch der Mond Luna (Selene) als Mutter angegeben, die Demeter oder die Semele, was am bekanntesten ist. Es sollen auch Nisus und Thione die Eltern gewesen sein, Ammon und Amalthäa, Kronos und Rhea oder seine Mutter sei die Isis gewesen. Man kann aus dieser Mannigfaltigkeit auf hohes Alter der Gottheit schließen. Ägypten Ammon hatte die Nymphe Amalthäa geschwängert und verbarg den neugeborenen Dionysus vor seiner Gattin Rhea auf der vom Triton umflossenen Insel Nysus, wo ihn die Nymphe Nysa in einer Höhle aufzog. Sein Lehrer wurde Aristäus, der Vater der Nysa, ihm vor der Rhea zu schützen wurde die Athene beauftragt. Böotien/Asien Ähnlich dem Ammon handelte Zeus, der sein von Semele geborenes Kind vor der Hera versteckte. Durch deren List war die Mutter verbrannt, das Kind aber wurde von Zeus ausgetragen und dem Hermes übergeben, der es zur weiteren Aufzucht zu Ino und Athamas brachte. Diese zogen den Kleinen gut auf, wurden aber von der Hera in Raserei versetzt, dass sie ihre eigenen Kinder töteten. Sicherheitshalber verwandelte Zeus den kleinen Dionysos in einen Ziegenbock, den wieder Hermes nach der Stadt Nysa in Asien brachte, wo ihn Nymphen weiter aufzogen, die später als Hyaden zu Sternen wurden. Es heißt auch, Kadmos habe seine Tochter Semele nebst dem Dionysos in einen Kasten gesperrt und dem Meer übergeben. Der Kasten trieb in Oreatis / Lakonien an und der noch lebende Dionysos wurde von den Horen oder in Euböa von der Makris aufgezogen. Es gelten aber auch die Insel Naxos, die Städte Eleutheris und Theben, der Berg Nysa und andere Orte als Stätte seiner Geburt und Aufzucht wie auch seine Ammen verschiedene weitere gewesen seien. Taten Den Wein soll Dionysos in Indien gefunden haben, als die Erde von selbst die Früchte hervorbrachte und der Gott sie kelterte, worin er die Menschen unterrichtete. Auch die Feigen und andere Früchte habe er zu bauen gelehrt. Dionysos wußte um die Kraft seines Rauschtranks gut Bescheid. Er ließ einer Quelle Wein entspringen, aus der die rasend über das Land ziehende doppelgeschlechtliche Agdistis trank und sich selbst kastrierte. Als Sohn der Persephone und des Zeus soll Dionysos den Pflug und das Ochsengespann erfunden haben. Vom thebanischen Dionysos, dem Sohn des Zeus und der Semele, wird erzählt, daß er nach wollüstiger Jugend eine Schar Frauen um sich versammelt habe, die Mänaden oder Bacchantinnen, die um ihre Stäbe Weinreben wandten (Thyrsos) und mit denen Dionysos seinen Zug durch die Welt antrat, dabei „Streitigkeiten ganzer Städte und Völker beygeleget und allenthalben Frieden gestiftet, Zusammenkünfte der Menschen geordnet, und andere dergleichen Dinge mehr eingeführet, welche zur Bequemlichkeit des menschlichen Lebens gedienet” (HEDERICH, Gründl. mythol. Lex., Sp. 504) Vielfach wurde er mit Freuden aufgenommen, mancher aber widersetzte sich seinem Siegeszug. Den Lykurgus strafte er in Thrakien, den Myrrhanus in Indien, den Pentheus in Theben. In Ionien schiffte Dionysos sich gen Naxos ein, doch waren die Schiffer tyrrhenische Seeräuber, die den Gott, den sie nicht erkannten, nach Asien entführen wollten. Erfrischend berichtet OVID, wie Dionysos, den der Römer Bacchus nennt, wie das Schiff mit einem Mal fest stand, ganz mit Efeu berankt wurde, zudem gesellten sich furchterregende Trugbilder, Tiger, Luchse und Panther, um den Gott. Die erschrockenen Seeleute verwandelten sich in Delphine und sprangen ins Wasser. (Metamorphosen III,597-691) Dieser Dionysos, den seine Mutter zu diesen Reisen trieb, soll im Westen bis zur iberischen Halbinsel gekommen sein, wo nach seinem Gefährten Lusus Lusitanien, nach dem Pan Spanien benannt ist. Im Osten soll er in Indien am Ganges zwei Säulen errichtet haben, auch gründete er die Stadt Nysa. Den Tigris soll er dadurch benannt haben, daß er auf einem Tiger reitend über diesen Fluß setzte. Laut dem Sänger ORPHEUS fiel Dionysos, kaum daß er bei Persephone angekommen war, in einen drei Jahre währenden Schlaf. Erwacht verbrachte er seine Tage mit den Nymphen singend und tanzend (Hymn. 52,3). Der ägyptische Dionysos soll außer dem Wein auch die Früchte zuerst zu Rosinen getrocknet haben. Seinetwegen trennte sich Rhea von Ammon und hetzte ihren Bruder Kronos gegen den, der nach Kreta flüchten mußten und in Nysa den Dionysos aufsuchte, am Ende aber von Kronos geschlagen wurde. Als Taten dieses Dionysos werden die Erlegung des Ungeheuers Kampen in Libyen genannt, er machte sich die Menschen zu Freunden, half den Olympiern gegen die Titanen (eigentlich war der Sieger sein Esel, dessen Schrei die Titanen erschreckte) und setzte Rhea und Kronos gefangen, mit denen er sich leidlich versöhnte. Dem Ammon errichtete er in Libyen Tempel und Orakel, eroberte dem Zeus Ägyptenland und zog durch die ganze Welt. Wo immer das Klima solches zuließ, lehrte er den Weinbau, in rauheren Gegenden gebührt ihm die Ehre, die Kunst des Bierbrauens begründet zu haben. Als die Götter vor dem ungeheurem Typhon flohen, verwandelte Dionysos sich in einen Ziegenbock, um vor dem Furchtbaren sicher zu sein (OVID, Metamorphosen V,329). Im Kampf gegen die Giganten verwandelte er sich in einen Löwen und stürzte sich als erster der Götter wider den Feind. Einmal dankte Dionysos dem Oeneus freundlichen Umgang mit dessen Frau Gemahlin. Ihm verehrte Dionysos einen Weinstock und die Kunde, solchen zu bauen, woran das griechische Wort für Wein erinnert (HYGINUS, Fab. 129), die Wissenschaft vom Wein, die Oenologie, hat diesen Oeneus zum Namenspatron. Wenig Begeisterung fand der Wein bei attischem Landvolk. Diese wähnten, Ikarios, der als dessen Wirt von Dionysos den Wein erhalten hatte, habe sie mit dem Trunk vergiften wollen und erschlugen ihren König. Als dessen Tochter den toten Ikarios fand, erhängte diese Erigona sich. Dionysos strafte die Übeltäter, indem er die Töchter der attischen Metropole Athen mit einer besondere Neigung zum Strick belegte, was erst aufgehoben wurde, als die Athener den Verstorbenen genügende Achtung erboten hatten (HYGINUS Fab. 130). Auch Leukippe, Arsippe und Leukothoe fanden kein Gefallen am Fest des Dionysos und arbeiteten lieber daheim am Spinnrocken. Der Gott des Weines verwandelte Gerät und Geweb' in Efeu und Reben, die fleißigen Töchter des Minyas in flatternde Fledermäuse (OVID, Metamorphosen IV,389). Außer der Trunkenheit durch Rauschtrank soll Dionysos auch die religiöse Berauschung der Menschheit befördert haben, indem er diese in der Opferung unterwies (OVID, Fast. III.,727, zit. n. HEDERICH, Gründl. mythol. Lex., Sp. 508). Verwandelt haben soll er seinen Gefährten Cissus in den Efeu, die Nymphe Syka in eine Feige und die Staphyla in eine Weintraube. Lustig ist die Episode mit Midas. Der hatte dem Dionysos seinen im Rausch verloren geglaubten Silenos wiedergebracht und durfte sich etwas wünschen. Midas entschied sich für goldmachende Hände, die ihn fast verhungern ließen, hätte Dionysos ihn nicht von seinem törichten Wunsch erlöst. Verehrung Als Gott des Orgiasmus ist Dionysos ein Gegenstück zu Apollon, dem Gott des Maßhaltens. Der Dionysos-Kult kam, wie auch die Sage nahe legt, ursprünglich aus Kleinasien und fand mit dem Heer Alexander d. Gr. Verbreitung bis nach Indien. Der Kult des Dionysos hat seine Wurzeln möglicherweise auch in Assyrien, jedenfalls kam er von Kleinasien aus zu den Griechen. Lange vor diesen soll er bei den Ägyptern Aufnahme gefunden haben. Darstellung des Dionysos Die üblichste Darstellung des Dionysos ist als ein junger Mann, dessen Kopf kleine Hörner zieren, die von einem Kranz Weinreben umrankt sind. Dabei reitet er einen Tiger, in seiner Begleitung Affe, Schwein und Löwe. Andere Begleiter sind der Silenos mit seinem Esel und die Mänaden und Satyrn. Weiter wird er Becher haltend dargestellt, Wein eingießend, mit Efeu und Thyrsos. Auch im Wagen sieht man ihn, wobei das Fahrzeug dann von Panthern gezogen wird. Ausbreitung des Kultes Hera, die eifersüchtige Gattin des Zeus, die zuvor schon den Tod der Semele provoziert hatte, wies die Titanen an, den kleinen Dionysos zu töten. Die lockten ihn zu sich, töteten, zerstückelten und kochten ihn und fraßen ihn anschließend auf. Aber seine Großmutter, die Rhea, setzte ihn wieder zusammen. Seine Mutter Semele sollte Dionysos später noch aus dem Hades herausholen (gleiches tat er selbst später für die Phaidra). Hera aber zürnte dem Geschlecht, dem die Semele und die Ino entstammten, weshalb der Kadmos und seine Stadt Theben von ihr geplagt wurden (OVID, Metamorphosen, III, 253-259). Wiederhergestellt und herangewachsen unternahm Dionysos seinen Zug von Phrygien (und/oder Thrakien) nach Griechenland, begleitet vom Zug der Silenen, Satyrn und Mänaden. Diese ihm tanzend folgenden Frauen zerrissen in Ekstase Knaben und Tiere, die sie roh aßen. Eines ihrer Opfer war beispielsweise der Orpheus, der den Kult einst selbst eingeführt haben soll, ein weiteres der Pentheus, der Nachfolger des Kadmos, der sich ihm in Theben entgegenstellte. Dessen eigene Mutter Agave war eine der Mänaden und riss im Rausch ihrem Sohn den Kopf ab (OVID, Metamorphosen, III, 692-733) Vielfach wurde er mit Freuden aufgenommen, mancher aber widersetzte sich seinem Siegeszug. Den Lykurgus strafte er in Thrakien, den Pentheus in Theben, den Myrrhanus in Indien. Schließlich hatte sich der Kult des Dionysos über die ganze hellenistische Welt verbreitet, nicht immer zur Begeisterung der Regierungen. Gemeine Namen seiner Feste sind Dionysien, Nyctelia oder Orgien. Feste und Kultstätten Wo nicht anders angegeben folgt die Sammlung HEDERICHs mythologischem Lexikon, Sp. 512-518. In Theben feierte man alle drei Jahre die Trieterica oder Trieteredes, eingedenk seines drei Jahre dauernden Zuges nach Indien. Das Fest fand auf dem Berg Kithairon statt, wo eins Pentheus seinen Tod durch die rasenden Weiber gefunden haben soll. Dabei lärmten Thyrsosstab tragende Frauen mit Cymbeln und Trommeln, schrien und sangen, Beschreibungen erinnern an den Hexensabbat (z. B. HEDERICH, Gründl. mythol. Lex., Sp. 517f.). Die Athener kannten gleich drei Feste zu Ehren dieses Gottes, jeweils in den Monaten Posideon, Lenäon und Elaphebolion. Am 12. Gamelion (Januar/Februar) fanden etwa seit 422v. in Athen die Lenäen statt, das aus Umzug und Sängerwettstreit bestand. Hierbei wurden Tragödien und Komödien aufgeführt. Lenäus ist ein Beiname des Dionysos, der Kelter (Weinpresse) bedeutet. Die Athener feierten auch die dreitägigen Anthesteria, die in manchem den römischen Saturnalien ähneln, denn auch hier wurden die Knechte von den Herren bedient. Am zweiten Festtag wurden traditionell Lehrer ausbezahlt. Ein weiteres dreitägiges Fest in Athen waren die Apaturia, die aus gemeinsamen Gastmahlen am ersten, Opfern an den phratrischen Zeus und die Athene am zweiten und einem dritten Tag, an dem Knaben das erste Mal geschoren wurden und Mädchen in die öffentlichen Verzeichnisse eingetragen wurden. Bei den auch in Athen stattfindenden Ascolia opferte man Ziegenböcke. Aus den Häuten der Tiere fertigte man Weinschläuche, die man mit Öl bestrich und worauf die Burschen zu stehen versuchten. Wem es als ersten gelang, nicht von dem schlüpfrigen Podest zu rutschen, der gewann den Schlauch. In Rom, wo er als Bacchus verehrt wurde, wurde sein als zu orgiastisch empfundener orientalischer Kult mit den Bacchanalien 186 v. aufgrund eines Senatsbeschlusses verboten und verfolgt, ehe er in geordneterer Form etabliert war. Bacchus hatte seinen Tempel in der II. Region Roms, der später zu einer Kirche des hl. Stephanus wurde, ein weiterer stand in der X. Region. Am 17. März begingen die Römer die Liberalia, bei denen die jungen Leute ihre Toga liberam bekamen. Ebenfalls in Rom fanden die Brumalia statt. Der Name soll auf den kürzesten Tag des Jahres deuten, die Römer feierten sie allerdings am 14. Dezember. Ihre Tradition soll auf Romulus zurückgehen und sonst dem griechischen Fest Ambrosia entsprechen. In Ionien waren die Ambrosia das Fest im Monat Lenäon zur Zeit der Weinlese. Ein fröhliches Fest waren die Agrinonia in Böotien, bei denen die Frauen nachts einen vermeintlich verlaufenen Dionysos suchten und sich sonst bei gemeinsamen schmaus und Rätseln vergnügten. Es gibt noch eine ganze Reihe weiterer Feste zu Ehren dieses weithin verehrten Gottes. Das Grab des Dionysos, dessen Wiedergeburt jedes zweite Jahr gefeiert wurde, wurde in Delphi gezeigt. Hier im Hang des Parnassos feierte seine Anhängerschaft ihre Orgien. Die Feste zu seinem Erscheinen und Verschwinden waren die Großen Dionysien. Bei diesen Feiern wurden Tragödien und Komödien aufgeführt. Aus dem Kultlied des Dionysos, dem Dithriambos, hat sich das Drama entwickelt. Ein großer Tempel des Dionysos steht in Baalbek im heutigen Libanon und ist ein bedeutendes Monument römisch-syrischer Baukunst. Im Orphizismus ist Dionysos eine zentrale Figur. Er entstammte dem Welt-Ei, das die unendliche Zeit Chronos aus dem Äther schuf. Dem Ei entschlüpfte Phanes, der erste Dionysos. Nach seinem Tod wird er erst als Zagreus, dann als Lyseus wiedergeboren. Namen des Dionysos / Bacchus Dionysos wird im römischen Raum meistens Bacchus genannt. Dieser Name soll „Schaller” oder „Geschrei” bedeuten. Auch „rasen” und „toben” werden als Bedeutung genannt (nach HEDERICH, Gründl. mythol. Lex., Sp. 501). Eine andere Ableitung, der HEDERICH sich nicht unbedingt anschließen mochte (ebd.), sieht eine Wandlung des Namens Noachus über Boachus und Bachus zu Bacchus. Der griechische Weingott sei demnach gleich dem Noah der Genesis, der als Freund des Weines bekannt ist, dem nach der Sintflut auch seine erste Sorge galt (1. Mose 9,20).
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DIE GEBURT UND ERZIEHUNG DES
DIONYSOS / BACCHUS
Als Zeus / Jupiter die thebanische Königstochter Semele liebte, versprach er ihr die Erfüllung eines Wunsches. Die eifersüchtige Zeusgemahlin Hera/Juno ging daraufhin zu dem Mädchen in Gestalt seiner Amme und äußerte starke Zweifel, ob wirklich der oberste der Götter sein Liebhaber geworden sei. Die Göttin riet dann Semele, sie solle sich, um Gewissheit zu erlangen, wünschen, dass ihr der Geliebte in seiner ganzen Göttlichkeit erscheine. Zeus, der sich an sein gegebenes Versprechen gebunden fühlte, zeigte sich dem Mädchen in seiner wahren Gestalt, und es verbrannte dabei in einem Blitzstrahl. Der Gott rettete die Leibesfrucht aus der Asche und nähte sie in seinen Schenkel ein, woraus der junge Dionysos/Bacchus hervorging. Zeus ließ das Kind, in ein Zicklein verwandelt, heimlich von Hermes / Merkur auf den (verschieden lokalisierten) Berg Nysa zu den dortigen Nymphen bringen, die das Ziegenkind in einer Höhle großzogen. Später nahm es wieder menschliche Gestalt an, und der Satyr Seilenos / Silen wurde sein Erzieher. Als Dionysos auszog, um in allen Ländern der Erde seinen Kult als neuer Gott zu verbreiten, waren die Nymphen von Nysa seine ersten Begleiterinnen (Mänaden). QUELLEN:
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aus: Heinrich Krauss / Eva Uthemann: Was Bilder erzählen - Die klassischen Geschichten aus Antike und Christentum.Verlag C.H. Beck, München 1988. S. 37 ff. |
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DIE SCHLACHT ZWISCHEN DIONYSOS UND LYKURG
Lykurg war ein thrakischer König, der sich der Einführung des neuen Dionysos-Kultes widersetzte. Er vertrieb den jungen Gott, der mit seinem Gefolge von Mänaden in sein Land kommen wollte. Dionysos musste in der Meeres tiefe bei Thetis Zuflucht suchen. Lykurg aber wurde zur Strafe entweder von Zeus geblendet oder von Dionysos mit Wahnsinn geschlagen, so dass er seinen Sohn, nach manchen auch seine Gattin, mit einem Beil zerhackte und sich selbst die Füße abschnitt. QUELLEN:
BILD:
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PENTHEUS VON MÄNADEN VERFOLGT
Als Dionysos / Bacchus auf seinem Zug auch nach Theben kam, wo seine Mutter Semele herstammte, widersetzte sich der damalige König Pentheus dem neuen Gott, weil dieser die Thebanerinnen in eine wilde Raserei trieb. Doch ein Priester, dessen Gestalt Dionysos angenommen hatte, weckte die Neugier des Pentheus und überredete ihn, als Mänade verkleidet in die Wälder zu gehen, um dort die Frauen in ihrer Ausgelassenheit zu beobachten. Pentheus wurde von den Mänaden entdeckt und von ihnen, da kein Mann an ihrer Raserei teilnehmen durfte, in Stücke gerissen. Seine eigene Mutter trug sein Haupt auf ihrem Thyrsusstab als Trophäe in die Stadt zurück und merkte erst dort, was sie angerichtet hatte. QUELLEN:
BILD:
aus: Heinrich Krauss / Eva Uthemann: Was Bilder erzählen - Die klassischen Geschichten aus Antike und Christentum.Verlag C.H. Beck, München 1988. S. 38 |
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DIONYSOS / BACCHUS UND DIE MiNYASTÖCHTER
/ MlNEIDEN
Auf seinem Triumphzug kam Bacchus in die griechische Stadt
Orchomenos, wo sich die Frauen begeistert seinem Gefolge anschlössen. Nur die Töchter des
Königs Minyas weigerten sich, an dem bacchantischen Treiben teilzunehmen. Sie blieben im Palast und setzten ihre Arbeit an den Webstühlen fort. Da
erklang plötzlich betörende Musik, die Webebäume fingen an zu grünen, das
Hängegewebe belaubte sich mit Efeu, und die Fäden wurden zu Zweigen, an denen Weintrauben hingen. Die Schwestern verfielen in Wahnsinn und
zerstückelten den kleinen Sohn einer von ihnen. Dann wurden sie vom Gott Bacchus in Fledermäuse verwandelt.
BILD:
aus: Heinrich Krauss / Eva Uthemann: Was Bilder erzählen - Die klassischen Geschichten aus Antike und Christentum.Verlag C.H. Beck, München 1988. S. 38 |
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DIONYSOS /
BACCHUS UND DIE MiNYASTÖCHTER / MlNEIDEN
Auf seinem Triumphzug kam Bacchus in die griechische Stadt
Orchomenos, wo sich die Frauen begeistert seinem Gefolge anschlössen. Nur die Töchter des
Königs Minyas weigerten sich, an dem bacchantischen Treiben teilzunehmen. Sie blieben im Palast und setzten ihre Arbeit an den Webstühlen fort. Da
erklang plötzlich betörende Musik, die Webebäume fingen an zu grünen, das
Hängegewebe belaubte sich mit Efeu, und die Fäden wurden zu Zweigen, an denen Weintrauben hingen. Die Schwestern verfielen in Wahnsinn und
zerstückelten den kleinen Sohn einer von ihnen. Dann wurden sie vom Gott Bacchus in Fledermäuse verwandelt.
BILD:
aus: Heinrich Krauss / Eva Uthemann: Was Bilder erzählen - Die klassischen Geschichten aus Antike und Christentum.Verlag C.H. Beck, München 1988. S. 38 |
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BACCHUS VERWANDELT SCHIFFER IN DELPHINE Der junge Bacchus bestieg als Fahrgast unerkannt ein tyrrhenisches (etruskisches) Schiff, das nach der Insel Naxos segeln wollte. Die Besatzung steuerte jedoch daran vorbei, um den schönen Knaben in Asien als Sklaven zu verkaufen. Da ließ der Gott unter Flötenklängen Efeu über die Ruder und den Mast des Schiffes wachsen und füllte das Deck mit Luchsen und Panthern. In der Mitte stand er selbst mit einem von Reben umkränzten Stab und Tigern zu seinen Füßen. Die Schiffer aber merkten plötzlich, wie ihnen die Gliedmaßen schrumpften, und sprangen in ihrer Verwirrung ins Meer; sie waren zu Delphinen geworden. QUELLEN:
BILD:
aus: Heinrich Krauss / Eva Uthemann: Was Bilder erzählen - Die klassischen Geschichten aus Antike und Christentum.Verlag C.H. Beck, München 1988. S. 38 |
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DIONYSOS UND ARIADNE Auf seinem Zug durch die Länder der Erde fand Dionysos auf der Insel Naxos im Ägäischen Meer die von Theseus verlassene Ariadne, Tochter des Königs Minos von Kreta. Er tröstete sie und machte sie zu seiner Gemahlin. Bei der Hochzeit warf der Gott im Jubel seine Krone an den Himmel, um die Geliebte damit zu krönen (Sternbild der Corona Borealis). QUELLEN:
BILDER:
aus: Heinrich Krauss / Eva Uthemann: Was Bilder erzählen - Die klassischen Geschichten aus Antike und Christentum.Verlag C.H. Beck, München 1988. S. 38 |
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KÖNIG MIDAS Auf dem Zug des Dionysos durch Kleinasien ging eines Tages Silen, der alte Erzieher und Gefährte des Gottes, verloren. Bauern hatten den stets durstigen Zecher mit einem Becher Wein eingefangen. Midas aber, der König des Landes, nahm Silen mit großer Gastlichkeit auf und führte ihn zu Dionysos zurück. Der Gott bot Midas daraufhin als Dank die Erfüllung eines Wunsches an. Törichterweise wünschte sich der König, alles, was er berührte, solle sich in Gold verwandeln. Bald stellte sich jedoch heraus, dass sich auch jede Nahrung, die Midas zu sich nehmen wollte, in das edle Metall umwandelte. So bat er den Gott, von heißem Hunger gequält, das Geschenk wieder zurückzunehmen. Das war zwar nicht mehr möglich, aber Dionysos riet Midas, sich im Fluss Paktolos zu baden. So kam es, dass die dem Midas übertragene Kraft auf den Fluss überging, der von nun an goldhaltigen Sand führte. QUELLE:
BILDER:
aus: Heinrich Krauss / Eva Uthemann: Was Bilder erzählen - Die klassischen Geschichten aus Antike und Christentum.Verlag C.H. Beck, München 1988. S. 39 |
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CORESOS UND CALLIRHOË Der junge Coresos, ein Priester des Dionysos/Bacchus, liebte die schöne Callirhoë, wurde aber von ihr verschmäht. So betete er um Hilfe zu seinem Gott, der die Landesbewohner mit Wahnsinn bedrängte. Ein Orakel verkündete ein Ende der Plage, sobald Callirhoë - oder jemand, der freiwillig als Ersatz für sie sterben wolle - geopfert würde. Da niemand bereit war, an ihrer Stelle den Tod auf sich zu nehmen, führte man sie zum Altar des Dionysos, wo Coresos die Opferung vollziehen sollte. Er liebte aber das Mädchen so sehr, dass er sich, da er den Orakelspruch nicht mehr ändern konnte, das Messer in die eigene Brust stieß. Als Callirhoë den jungen Mann tot zu ihren Füßen liegen sah, wurde sie von der Stärke seiner Liebe zutiefst bewegt. Aus Reue über ihre Hartherzigkeit tötete sie sich neben seiner Leiche. QUELLE:
BILD:
aus: Heinrich Krauss / Eva Uthemann: Was Bilder erzählen - Die klassischen Geschichten aus Antike und Christentum.Verlag C.H. Beck, München 1988. S. 39 |
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DAS MAHL DES TEREUS Der thrakische König Tereus hatte die athenische Königstochter Prokne / Progne geheiratet, die ihm den Sohn Itys gebar. Nach fünfjähriger Ehe bat Prokne den Gatten, nach Athen zu fahren, um von dort ihre geliebte Schwester Philomele zu Besuch zu holen. Sobald Tereus aber Philomele sah, verliebte er sich in sie. Auf der Heimfahrt tat er ihr Gewalt an, dann schnitt er ihr die Zunge ab, um zu verhindern, daß sie jemandem von seiner Untat erzählte, und sperrte sie in ein Haus, das in den Wäldern bei seinem Palaste lag; seiner Gattin erzählte er, die Schwester sei gestorben. Die stumme Philomele aber setzte sich an den Webstuhl und schilderte ihre Geschichte in den Bildern eines Gewebes, das sie durch eine Magd heimlich an Prokne schickte. Diese verstand die Botschaft und zog beim Feste des Dionysos als Mänade mit den anderen Frauen in die Wälder. Dort befreite sie Philomele und nahm sie unter die Mänaden auf. So kehrten die beiden Schwestern in den Palast zurück, wo Prokne in ihrem Rachedurst ihre mütterlichen Gefühle überwand und ihr eigenes Kind, den Sohn des Vergewaltigers, tötete und die Leiche dem Vater zum Mahl vorsetzte. Als Tereus gegessen hatte, sagte ihm Prokne, worin seine Speise bestanden hatte. Sie rief Philomele herbei, die das blutige Haupt des kleinen Itys dem Vater ins Gesicht warf. Voll Entsetzen griff Tereus zum Schwert und verfolgte die beiden Schwestern mit entblößter Klinge. Doch alle drei wurden in Vögel verwandelt: Tereus in einen Wiedehopf, den an Stelle der Schwertklinge ein langer Schnabel kennzeichnet, Philomele in eine Schwalbe und Prokne in eine Nachtigall. - Bei manchen Autoren ist es Philomele, die zur Nachtigall wird und nun allezeit um ihren toten Itys trauert. QUELLEN:
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aus: Heinrich Krauss / Eva Uthemann: Was Bilder erzählen - Die klassischen Geschichten aus Antike und Christentum.Verlag C.H. Beck, München 1988. S. 40 |
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DAS BACCHANAL DER ANDRIER Der Gott Dionysos/Bacchus soll auch auf die Kykladeninsel Andres gekommen sein, wo er das Wasser einer Quelle in Wein verwandelte. Die Inselbewohner, Andrier genannt, feierten deshalb jährlich das Bacchanal, ein Fest, bei dem sie mit Efeu bekränzt an dem aus der Quelle strömenden Fluss sangen, tanzten und tranken. QUELLE:
BILDER:
aus: Heinrich Krauss / Eva Uthemann: Was Bilder erzählen - Die klassischen Geschichten aus Antike und Christentum.Verlag C.H. Beck, München 1988. S. 40 f |
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DER SATYR BEIM BAUERN
Ein Satyr wollte einst in seiner Einfalt von einem Bauern wissen, warum dieser in seine kalten Hände, dann aber auch auf die heiße Suppe blies. Als er das eine Mal zu Antwort erhielt: «um die Hände zu wärmen», das andere Mal: «um die Suppe abzukühlen», wurde er zornig und beschimpfte den Mann als doppelzüngig. QUELLE:
BILDER:
aus: Heinrich Krauss / Eva Uthemann: Was Bilder erzählen - Die klassischen Geschichten aus Antike und Christentum.Verlag C.H. Beck, München 1988. S. 40 f |
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Eros röm. Amor, Cupido |
Eros war in der Antike der Gott der Liebe, Sohn des
Kriegsgottes Ares und der Aphrodite. Eros wird meist als nacktes kleines
Kind oder als jüngerer Knabe dargestellt, der auf Flügeln die Welt
durcheilt und mit Pfeil und Bogen die Menschen und Götter ins Herz trifft
und sie dadurch verliebt macht. In dieser Vorstellung von der "Macht
der Liebe" lag etwas Heiteres, Neckendes, so dass Eros häufig auch als
Schelm und kleiner Tunichtgut erscheint, der so viel Verwirrung anrichtet,
dass seine erzürnte Mutter Aphrodite in handgreiflich strafen muss. In der
bildenden Kunst erscheint er oft mit seiner Geliebten Psyche (der
Menschenseele). Die spätere Kunst vervielfachte Eros und verniedlichte ihn
zugleich, indem sie es liebte, ganze Gruppen von kleinen Liebesgöttern,
sogenannten "Eroten", auftreten zu lassen, vorlaute und verspielte
Quälgeister, denen jedoch niemand böse sein kann. Sie tauchen häufig in
der antiken Vasenmalerei auf; als "Amoretten" in Liebesszenen oder
"Putti" finden sie sich in der Kunst der Renaissance, des Barock
und des Rokoko.
aus: Gert Richter / Gerhard Ulrich: Lexikon der Kunstmotive - Antike und christliche Welt. Orbis Verlag, Gütersloh 1993, S. 94 |
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Mänaden / Bacchantinnen |
Mänaden oder Bacchantinnen (Bakchai, Thyaiden) nannte
man in der Antike die weiblichen Anhängerinnen des Gottes Dionysos /
Bacchus, Gott des Weines und der Fruchtbarkeit, die in rasendem,
ekstatischem, orgiastischem Rausch dem Zug des Gottes über Berge und
Wälder folgten - tanzend, trinkend, schwärmend -, mänadisch-zügellos!
aus: Gert Richter / Gerhard Ulrich: Lexikon der Kunstmotive - Antike und christliche Welt. Orbis Verlag, Gütersloh 1993, S. 190 |
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Nymphen |
Nymphen (griech. „junge Frau”, „Braut”)
In der griechischen Mythologie sind diese viele weibliche Nebengottheiten, besonders des wässrigen Elements. Die Nymphen sind Personifikationen des Lebens und der freien Natur. Viele von ihnen gelten als Töchter des Zeus, andere entstammten mit den Erinnyen und den Giganten dem auf die Erde Gaia tropfenden Blut des von Kronos entmannten Uranus, diese Nymphen werden Meliae genannt. Gern stellen die Tritones, Satyroi oder die Silenoi den Nymphen nach, die ihrerseits Begleiter der Götter und häufig deren Ammen waren. Den Nymphen wurde beständige Jugend nachgesagt, unsterblich sind sie jedoch nicht. Die Lebensspanne wird dabei auf 9720 oder 933120 Jahre veranschlagt, wobei die Nymphe zehnmal solange wie ein Phönix, der neunmal solange wie ein Rabe, der dreimal solange wie der Hirsch, der viermal so lange wie die Krähe und die neun Menschenleben, das 96 Jahre währe, leben solle (nach HEDERICH 1996, Sp. 1750). Die Nymphen können gleichviel gut zu den Menschen sein wie bösartig und wild. Wunderschön von Ansehen und Duft gedacht zeigen die Nymphen zwar ihre verführerischen Reize, stillen aber nicht das geweckte Verlangen. HEDERICH gibt folgende Übersicht (verändert): I. Coelestes himmlische Nymphen, die den Himmelsstreifen bevölkern
III. Ephydrides, Ephydriades oder Aquaticae (Wassernymphen), zu unterscheiden sind:
(nach HEDERICH (1996), Sp. 1750f., 1008, 1795) Weitere Gruppen von Nymphen sind unter anderen die Abarbarbaraeae, die Atlantiden. Auch die Hesperiden, die Hyaden und die Plejaden werden zu den Nymphen gerechnet. Einzeln genannte Nymphen sind Daphne, Echo, Kallisto, die Kalypso oder die Syrinx. Naturgeister gibt es in Mythologien wohl aller Kulturkreise. Ähnlich den griechischen Nymphen sind beispielsweise die slawischen Vilen und ganz allgemein albische Wesen aller Art (z. B. Feen). Einzelne Nymphen
Die Nymphen in Begleitung des Gottes Pan sollen für die Seelen stehen, was sehr passend sei, da jede Seele der Führung ihrer jeweiligen Natur folge und Pan die Natur in ihrer Gesamtheit verkörpere (BACON, Die Weisheit der Alten, S. 25). Quelle: http://www.sungaya.de/schwarz/griechen/nymphen.htm |
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Pan röm. Faunus |
Pan („alles”)
Der griechische Gott der Berge, des Waldes und der Weiden. Er ist Vegetationsgott, Schutzgott der Hirten und Herden, besonders der Schafe. Dargestellt wird er als ein Mischwesen aus Mensch und Ziegenbock, die Spitzen seiner krummen Bockshörner reichen bis in den Himmel, der ganze Körper ist mit Haaren bedeckt (siehe Gehörnter Gott). Er hält einen gebogenen Hirtenstab und eine siebenrohrige Flöte, seine Kleidung ist ein Leopardenfell. In seiner Begleitung tanzen Nymphen, Satyrn und Silenen. Pan gilt als Sohn des Hermes und der Nymphe Dryope (HOMER, Hymn. i. Panem, 34), andere nennen ihn als Sohn der Penelope und all ihrer Freier bzw. des Odysseus selbst — Pan ist allerdings erheblich älter als diese Gattin des Odysseus, die überdies Sinnbild ehelicher Treue ist (HOMER, Odyssee), es ist wohl eine andere Penelope gemeint, die eine Nymphe ist. Wieder andere nennen den Pan einen Sohn des Zeus und der Hybris oder man nennt noch andere Eltern, wenn man nicht seine Herkunft überhaupt für unbestimmt hält. Geburtsort des Pan ist Arkadien, in Heraia wurde er als heimischer Gott verehrt (PAUSANIAS, Arkadien, 26.2), er führt darum auch den Beinamen Arkadios. Als seine Geschwister gelten die Moiren. Trotz der dem Pan nachgesagten Geilheit sind ihm relativ wenige Liebschaften und Nachkommen zugeschrieben. Mit der Echo, die als seine rechte Gemahlin gilt, soll er Vater der Jynx sein, von einer unbekannten Gattin soll er Vater von zwölf weiteren ihm gleichen Gestalten sein. Pan pflegte in der sommerlichen Mittagshitze zu ruhen. Wurde er geweckt, löst er durch sein plötzliches Erscheinen bei Menschen und Tieren den nach ihm benannten „panischen Schrecken” (Panik) aus (BELLINGER, 1997, 370). Sein Name wird auch vom hebräischen pan oder phan abgeleitet, was einen „erschrockenen Menschen” bedeutet. In Lykosura in Arkadien hatte Pan ein Heiligtum, in dem ein nie verlöschendes Feuer brannte. Hier soll Pan in älterer Zeit um Orakel befragt worden sein, die Nymphe Erato war seine Prophetin. (PAUSANIAS, Arkadien, 37.11) Die arkadische Najade Syrinx (Flöte) verwandelte sich auf der Flucht vor dem in sie verliebten Pan am Ufer des Flusses Ladon in ein Schilfrohr. Pan schnitt es und schnitzte sich daraus die nach ihr benannte Syrinx, die Pan- oder Hirtenflöte aus sieben Rohrpfeifen (OVID, Metamorphosen, I., 688-711). Als der Typhon gegen die Olympier stritt, riet Pan diesen, sie sollten sich in Tiere verwandeln und in deren Gestalt gegen das Ungeheuer kämpfen. So tat man mit Erfolg und der Bock, in den sich Pan verwandelt hatte, wurde zum Dank für diesen Rat als Sternbild Steinbock an den Himmel gesetzt (HYGINUS, Fab. 196). Auch im Streit gegen die Titanen war Pan behilflich. Hierbei blies er bestimmte Meeresmuscheln wie eine Trompete und erschreckte mit solchem Lärm die überraschten Titanen. Ähnlich erzeugter Lärm half auch dem Dionysos, als dessen Lage einmal ungünstig war. Zweimal versuchte Pan sich selbst im Wettstreit. Einmal trat er gegen den Apollo zu musikalischem Wettstreit an. Weil Midas das Urteil des Tmolus, der dem Apollo mit seiner Kithara den Sieg zusprach, nicht anerkannte, bedachte Apollo den phrygischen König mit einem Paar Eselsohren (OVID, Metamorphosen, XI, 153 u. 172ff.). Im anderen Streit unterlag Pan dem Eros. Gegen diese Personifikation der Begierde unterlag er im Ringen und wurde deshalb zu seiner vergeblichen Liebe zu der Syrinx verurteilt. Auch den Menschen half Pan im Kampfe. Er schlug die Kelten in die Flucht, als diese das Heiligtum von Delphi bedrohten; in der Schlacht von Marathon kam er den Athenern zur Hilfe, die ihm dafür ein Höhlenheiligtum auf der Akropolis weihten. Wichtiger war noch seine Entdeckung der Demeter. Als die sich aus Trauer um ihre Tochter Persephone versteckt hielt und alles Getreide verdorrte, spürte Pan sie in Arkadien am Elaï auf und Zeus konnte die nährende Göttin zur Rückkehr bewegen (PAUSANIAS, Arkadien, 42). An einem der Quellflüsse des Jordan, dem Nahr Banijas, befindet sich das antike Panaeas mit einer Stätte, die als Grotte des Pan Kultplatz war. Pan soll auch auf die iberische Halbinsel gelangt sein, Hispania trage nach ihm seinen Namen. Der Pan entspricht dem römischen Faunus, sonst kennt man ihn noch unter den Namen Agreus, Agrius, Aegipan, Arcadius, Inuus, Lampeus, Lupercus, Lycaeus, Lyterius, Maenalius, Nomius, Scoletus und Sinois. Bei den Ägyptern war ihm die Stadt Chemmis heilig. Als Mende zählte man ihn unter die acht großen Götter (HERODOT, Euterpe, II., 46) und sah in ihm die befruchtende Zeugungskraft. Von Ägypten aus soll die Verehrung das Pan nach Griechenland gekommen sein, besonders in Arkadien verehrte man ihn und hielt ihn für einen eingeborenen Gott. Gedeutet wird Pan als Sinnbild der Natur insgesamt, „da denn sein oberer Teil auf den Himmel, sein unterer auf die Erde, seine Hörner auf den Mond, sein rothes Angesicht auf die feurige Luftgegend, seine Haare auf die Sonnenstrahlen, oder auch die Wälder, Bäume, Gras und Kräuter, sein Bauch auf das Meer, seine Hornfüße auf die Unbeweglichkeit der Erde, die Spaltung derselben auf deren Berge und Thäler, seine gesternte Pantherhaut auf den gestirnten Himmel, seine siebenfache Pfeife auf die sieben Planeten, sein krummer Hirtenstab auf den Herumlauf des Jahres, u. s. f. gedeutet wird” (HEDERICH, Gründl. mythol. Lexikon, Sp. 1867).
Soweit nicht gesondert zitiert folgt der Text dem
Gründlichen mythologischen Lexikon von B. HEDERICH, Sp. 1857-1867. |
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PANS AUFNAHME IN DEN OLYMP
Als Pan geboren wurde, erschrak seine Mutter so sehr über sein Aussehen, dass sie davonlief und die Nymphen das Kind aufziehen mussten. Hermes / Merkur schämte sich aber nicht des seltsamen Sohnes und führte ihn im Triumph zum Olymp, wo die versammelten Götter den ergötzlichen Kleinen mit Vergnügen in ihren Kreis aufnahmen. QUELLE:
BILD:
aus: Heinrich Krauss / Eva Uthemann: Was Bilder erzählen - Die klassischen Geschichten aus Antike und Christentum.Verlag C.H. Beck, München 1988. S. 41 |
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PAN UND SYRINX Pan verliebte sich in die Nymphe Syrinx, die aber der jungfräulichen Göttin Artemis / Diana ergeben war und vor dem ungestalten Liebhaber floh. Als Pan sie am Ufer eines Flusses einholte, bat sie die Wassernymphen, sie zu erretten. Sie wurde in Schilfrohr verwandelt, das Pan nun anstatt ihres Körpers in Händen hielt. Der enttäuschte Gott seufzte tief auf. Dabei bewegte sein Atem die Halme, so dass eine zarte Melodie ertönte. Um sich auch künftig mit Syrinx unterhalten zu können, band Pan Rohre von verschiedener Länge zusammen und erfand so die Hirtenflöte, der er den Namen der Nymphe gab. QUELLE:
BILDER:
aus: Heinrich Krauss / Eva Uthemann: Was Bilder erzählen - Die klassischen Geschichten aus Antike und Christentum.Verlag C.H. Beck, München 1988. S. 41 f |
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DAS URTEIL DES MIDAS Als Pan die Hirtenflöte, die Syrinx, erfunden hatte, forderte er Apoll zu einem musikalischen Wettstreit heraus. Schiedsrichter war der würdige Greis Tmolos, ein Berg im Königreich des Midas. Erst spielte Pan seine Weisen, dann griff Apoll in die Saiten seiner Leier, der Tmolos unter dem Beifall aller Zuhörer den Sieg zusprach. Nur Midas rief laut, dass Pans Flötenspiel den Preis verdiene. Da zog Apoll den Midas bei den Ohren, die ein so falsches Urteil verursacht hatten. Die Ohren wurden länger und länger, bis sie Eselsohren glichen. Midas aber wollte die Schande verstecken und bedeckte von nun an sein Haupt mit einer purpurfarbenen Kappe. Nur vor dem Diener, der ihm die Haare schnitt, musste er die Hülle abnehmen. Zwar wagte der Diener nicht, die für seinen König schändliche Nachricht zu verbreiten, aber er brachte es auch nicht fertig zu schweigen. So grub er ein Loch in die Erde und berichtete flüsternd in die Tiefe, was für Ohren sein Herr jetzt habe. Dann warf er die Grube wieder zu. Als dort ein Jahr später dichtes Schilf gewachsen war, gaben die vom Wind gefächelten Halme in ihrem Rauschen das Staatsgeheimnis preis. QUELLE:
BILDER:
aus: Heinrich Krauss / Eva Uthemann: Was Bilder erzählen - Die klassischen Geschichten aus Antike und Christentum.Verlag C.H. Beck, München 1988. S. 42 |
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PAN UND DAPHNIS Daphnis (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Liebhaber im antiken Roman «Daphnis und Chloe») war ein Sohn des Hermes/Merkur und einer Wassernymphe, einer Nayade, und galt als (Halb-)Bruder des Pan. Dieser lehrte ihn das Spiel auf der Syrinx, der Hirtenflöte. Daphnis soll viele Lieder erfunden haben, welche Artemis/Diana gerne hörte. Er gilt als der Begründer der bukolischen Dichtung. - Auch erzählt man von diesem Daphnis, er habe als Anhänger der jungfräulichen Göttin, die seinen Liedern lauschte, geschworen, niemals der Liebe zu unterliegen. Das ärgerte Aphrodite / Venus, und sie flößte ihm die Liebe zu einem Mädchen ein, so dass er in innerem Widerstreit dahinschmachtete und schließlich starb. Nach anderen Berichten verliebte sich Daphnis in die Nymphe Echenais, der er schwören musste, nie einer anderen zu gehören. Da es doch dazu kam, weil sich eine Frau in seiner Trunkenheit zu ihm legte, erblindete er und stürzte von einem Felsen. QUELLEN:
BILD:
aus: Heinrich Krauss / Eva Uthemann: Was Bilder erzählen - Die klassischen Geschichten aus Antike und Christentum.Verlag C.H. Beck, München 1988. S. 42 |
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PAN UND DIANA Die Mondgöttin Luna (als Diana) soll sich dem Pan hingegeben haben, als er ihr ein herrliches Vlies (ein weißes Ziegenfell) schenkte, mit dessen Glanz er sie in die Wälder gelockt hatte. QUELLE:
BILDER:
aus: Heinrich Krauss / Eva Uthemann: Was Bilder erzählen - Die klassischen Geschichten aus Antike und Christentum.Verlag C.H. Beck, München 1988. S. 43 |
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Satyr |
Die Satyrn gehören zu den vielen Naturdämonen der Antike, sie sind Mischwesen aus Pferd und Mensch (mit Pferdehuf, Pferdeschwanz und Pferdeohren, sonst aber menschlich gebildet). Später und in der bildenden Kunst vor allem aus Ziegenbock und Mensch - mit Hörnern und Bockfüßen. In späteren Darstellungen tritt das Tierische zurück. Die Satyrn gehören als übermütige, derb-drastische Figuren zum Gefolge des Weingottes Dionysos, heiter und trinklustig treiben sie alle möglichen derben Spaße, stellen lüstern allem Weiblichen nach; in späteren Darstellungen der bildenden Kunst betonte man mehr eine neckische und verspielt-liebenswürdige Komponente, von den Silenen sind sie kaum klar zu trennen. Der römische Dichter Äsop erzählt eine hübsche Geschichte vom tölpelhaften und begriffsstutzigen »Satyr beim Bauern«: Dieser Satyr, der bei einem Bauern zu Gast war, fragt diesen, warum er denn in die Suppe blase — um sie zu kühlen, antwortet der Bauer; wenig später sieht der Satyr, daß der Bauer sich in die gefalteten Hände haucht und fragt nach dem Grunde: um sie zu wärmen, antwortet der Bauer! Wegen dieser in seinen Augen so widersprüchlichen Aussage beschimpft der einfältige Satyr den Bauern zornig als »doppelzüngig«. aus: Gert Richter / Gerhard Ulrich: Lexikon der Kunstmotive - Antike und christliche Welt. Orbis Verlag, Gütersloh 1993, 2268 f. |
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Silen |
(gr. Sgl. S(e)ilenos „Stumpfnasiger”, Pl. Silenoi; lat. Silenus, Selenus) Wald- und Berggeister bzw. (in der Einzahl) wilder Walddämon der griechischen Mythologie. Silenen sind Mischwesen aus Mensch und Pferd, haben aber - im Gegensatz zu den Kentauren, zwei Beine. Dargestellt sind sie mit dem Thyrsos, dickbäuchig und glatzköpfig, mit stumpfer Nase, wulstigen Lippen und lüsternem Blick. Der Silenos ist ein Sohn des Pan und einer Nymphe. Immer trunken ist der dickbäuchige Silenos der Erzieher und Begleiter des Dionysos, fder Anführer einer Schar von Satyrn ist. Ein bekannter Silen (bzw. Satyr) ist der Flötenspieler Marsyas, der im musikalischen Wettstreit dem Apollon unterliegt und grausam gemartert wird. Wenn Silenen zu mehreren auftreten, stellen sie den Nymphen und Mänaden nach. Die Silenen in Begleitung des Gottes Pan sollen für das Alter stehen, so wie von den Satyrn die Jugend verkörpert werde (BACON, Die Weisheit der Alten, 1991, S. 25 n. PAUSANIAS, Attika, 23,5). Gern werden die Silenen mit den Satyrn verwechselt. Ab dem 6. Jh. v. verdrängten die Silenen die Satyrn und übernahmen mehr und mehr deren Namen. |
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Riten |
Die Brand- und Körperbestattung
Im 1.Jahrhundert n. Chr. wurden die Toten für gewöhnlich auf Verbrennungsplätzen (ustine) verbrannt. Zuvor wurde ihnen ein Stück Finger abgeschnitten und in der Erde vergraben. Der Tote wurde auf einen blumen-geschmückten Scheiterhaufen gelegt und bei seinem Namen gerufen. Während der Verbrennung stimmte die Trauergemeinde die Totenklage an und schließlich wurde die noch glühende Asche mit Wein und Wasser gelöscht und der Leichenbrand in einer Urne gesammelt, die wiederum in einem Grab bestattet wurde. Ab Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. setzte sich die Körperbestattung durch. Die Toten wurden meist in Bleisärgen oder Sarkophagen beigesetzt, für ärmere Leute mussten Holzkisten oder Leichentücher genügen. Quelle: http://www.info-antike.de/bestattungsriten2.htm |
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Kommentare, Quellen |
Trunkenbolde, Dionysosjünger
Der Wein in der antiken griechischen Literatur Der Gott Dionysos ruht mit seiner Gattin Ariadne vor seinem Tempel. Der geflügelte Eros rechts gibt einen Hinweis auf weitere orgiastische Beschäftigungsmöglichkeiten beim Gelage. Das Bild ziert einen attisch-rotfigurigen Kelchkrater um 390 v. Chr., der ebenso wie der Krug unten links in der Sammlung Antiker Kleinkunst der FSU aufbewahrt wird. Dionysos, dem Gott der Fruchtbarkeit und der Ekstase, schrieb man in der Antike jene unerklärlichen Kräfte zu, die einerseits die alkoholische Gärung bei der Herstellung, andererseits den handfesten Rausch beim Genuss verursachten. "Wein galt als Medium des Göttlichen", erläutert die Altphilologin, "anders konnten sich die alten Griechen mit ihrem naturgemäß bescheideneren naturwissenschaftlichen Wissen die beobachteten Phänomene nicht erklären." Wahrscheinlich ging der Dionysos-Kult sogar noch auf vorantike Zeiten zurück, systematisch kultiviert haben ihn dann aber die alten Griechen: in Theoxenien und Symposien, in Lenäen, Anthesterien und Dionysien – Umtrünken und rituellen Feiern, bei denen es durchaus derber und ausgelassener zuging als bei heute üblichen Weinfesten. Den Beinamen "der Löser" verlieh man dem Weingott, weil er von den Sorgen des Alltags befreite, ein Aus-Sich-Heraustreten in Rausch und Begeisterung bewirkte, ja hinein in einen "göttlichen Wahnsinn" führte. In orgiastischen Tänzen ergingen sich vor allem Frauen bis zur körperlichen Erschöpfung, berichtet der antike Dichter Euripides in den "Bakchen", um sich in einen ekstatischen Seelenzustand – Vorgeschmack auf das erwartete Heil nach dem Tode – zu versetzen. Sinnen- und Weltentrücktheit prophezeite der Dichter Musaios den Frommen im Hades – der Unterwelt – ununterbrochene Symposien, ewigen Rausch. Eine ganze Reihe prominenter Weintrinker hat Dr. Kersten-Babeck in der Antike ausgemacht. Aischylos soll, wie Plutarch behauptet, seine Tragödien "in der Weinhitze" gedichtet haben, Anakreon weisen seine Grabepigramme als "weinberauschten Freund der Gelage" aus, und selbst der vernunftbetonte Sokrates wird als trinkfester Philosoph charakterisiert. Freilich machte die Trunksucht auch vor der großen Politik nicht halt: Ein wahrer Erzsäufer und Trunkenbold muss Alexander der Große gewesen sein, der syrische König Antiochos war wegen seines Alkoholismus sogar zeitweilig regierungsunfähig, und Mithridates IV., König von Pontos, zierte der entlarvende Beiname "Dionysos". Bei einem von Alexander veranstalteten Wettsaufen seien 41 Zecher zu Tode gekommen, berichtet Athenaios, der Sieger sei vier Tage später an den Folgen gestorben. In der Literatur finden sich – etwa bei Homer, Aristophanes oder Theognis – immer wieder Hinweise auf die bekannten alkoholischen Folgeerscheinungen wie Sprachstörungen, vermindertes Denk- und Wahrnehmungsvermögen, Verlust der Körperkontrolle und Enthemmung bis zu Jähzorn und Gewalttätigkeit. Diskutiert wurden ebenso die erotischen Dimensionen des dionysischen Rauschs: Die Meinung, der Wein mache die Menschen auch liebessüchtiger, wird etwa Aristoteles zugeschrieben, zugleich aber das Eingeständnis einer alkoholvernebelten Blindheit bei der Partnerwahl und die kritische Frage nach den Folgen des Übermaßes: "Warum ist bei Trunksüchtigen der Samen meist nicht fruchtbar?" Folgerichtig legten Plutarch und Platon zechfreudigen Zeitgenossen nahe, sich der Zeugung von Nachkommen nur in nüchternem Zustand zu widmen. Das bittere Erwachen nach ausgiebigem Gelage beschrieb angeblich Aristoteles als "eine Art Kochung und Entzündung in ihrem Endstadium", und Ariston berichtete, wie sich die Alten den Kopf mit Binden umwickelten, um den Kopfschmerz einzudämmen. Plutarch empfahl den prophylaktischen Genuss von Bittermandeln, weil sie "die inneren Teile des Körpers austrocknen und so die Anfüllung der Adern verhindern, von deren Anspannung und Störung man die Berauschung herleitet". Auch ein Spezialabsud aus Kräutern und Gewürzen als Weinbeimischung galt als probates Mittel, um den Kater am Morgen danach zu mildern. "Dennoch waren die Hellenen keine zügellosen Alkoholiker", beschwichtigt Dr. Katja Kersten-Babeck allzu überschwängliche Vermutungen. Über Risiken und Nebenwirkungen des gegorenen Rebsaftes waren sie sich durchaus bewusst und genossen ihn im Alltag zumeist stark verdünnt mit Wasser. Die Altphilologin, die selbst gern ab und an einen gepflegten Rotwein französischer Provenienz in Maßen genießt, verweist mit Recht darauf, dass andere Rauschmittel als der Alkohol in der griechischen Antike unbekannt waren. Mit Tabak, Haschisch und harten Drogen bis zur Mode- und Discodroge "Extasy" verfügt schließlich der vorgeblich zivilisiertere Mitteleuropäer heute über ein weitaus breiteres – und gefährlicheres – Arsenal an Rauschmitteln als die Altvorderen in der klassischen Antike. Quelle: http://www2.uni-jena.de/journal/unijun00/dionysos.htm |
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