Finson, Ludovicus
Finson, Ludovicus (1578-1617)
Die fünf Sinne (Ausschnitt)
Öl a. Leinwand
Herzog-Anton-Ulrich-Museum, Braunschweig
Allegorien waren zur Zeit des sinnenfreudigen Barock sehr beliebt. Der frühere Bildtitel "Lustige Gesellschaft" trifft den Inhalt nur zum Teil, denn in Wahrheit handelt es sich um eine Darstellung der fünf Sinne. In Finsons Gemälde wird dieses Thema erstmals, soweit bekannt, malerisch dargestellt.
Wir neigen heute leicht zu einer leichtfertigen Deutung der Darstellungsabsicht. In diesem Bild wird ein allgemeiner, aber in der Gegenreformation besonders verbreiteter Gedanke ausgedrückt, der die menschliche Sinnenwelt verurteilt. 1541 schreibt Nicolaus Bronthius über die Sinne: "Jeder von ihnen ist maßlos, hässlich und schlecht, aber die Lust, die aus übermäßiger Hingabe an Geschmack und Gefühl kommt, ist die abscheulichste. Jene, die sich diesen zweien hingeben, werden zum Vieh gerechnet." Letztlich ist der Hauptgrund für diese moralische Wertung die damit einher gehende Abwendung von Gott.
Man beachtete die versunkene Verzücktheit und völlige Hingabe des Mannes am linken Bildrand. Mit geschlossenen Augen und genießerischem Lächeln führt er den mit Rotwein gefüllten Glaspokal an seine Lippen. Allein die prätentiöse Art, mit der er das Glas hält, weist ihn als beglückten Kenner aus.