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Zahradnícek, Jan


Jan Alois Zahradníček (* 17. Jänner 1905 in Mastník; † 7. Oktober 1960 bei Vlčatín) war ein tschechischer Dichter.

Zahradníček gilt in der tschechischen Literatur als einer der bekanntesten Vertreter der „katholischen Moderne“. Zwischen 1935 und 1945 war Zahradníček auf Einladung des Pfarrers Jan Dokulil in Uhřínov tätig, wo er 1945 heiratete. Als Repräsentant des Katholizismus war Zahradníček staatlichen Repressionen ausgesetzt. 1950 wurde er gemeinsam mit anderen wegen staatsfeindlicher Tätigkeit angeklagt und zu einer dreizehnjährigen Haftstrafe verurteilt. 1956 wurde ihm ein Hafturlaub gewährt, da zwei seiner Töchter an Pilzvergiftung gestorben waren. Man hatte ihn im Gefängnis aber nicht darüber informiert; er erfuhr es erst beim Eintreffen bei seiner Familie, was einen verschärften Schicksalsschlag für den Dichter darstellte.

Seine Freiheit nach der Entlassung 1960 konnte der angeschlagene Dichter nicht mehr genießen. Er starb kurz darauf an einem Erstickungsanfall. 1966, unter dem Einfluss des Reformkommunismus, wurde er posthum freigesprochen und vollständig rehabilitiert. Nach dem Prager Frühling und dem Ende reformkommunistischer Entwicklungen wurden Zahradníčeks Schriften erneut geächtet und quasi verboten.

Nach der Samtenen Revolution wurde sein Werk wieder breiteren Schichten zugänglich gemacht und Teile in andere Sprachen übersetzt. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof in Uhřínov.


Der Wein ist gut




Herbst…Sie zählen das erbückte, das gepflückte

Und würde ich sagen, es sei genug,
um vom morgen bis zum abend sich zu freuen
wie Noah,
würden sie entrüstet auf mich einschrein
Dieser heuchler
Dieser narr –

So, als hätt´ich wie ein längst verblichner dichter
zu weinen begonnen
über so viel glück so vieler leben
Sich auf mich stürzend, würden sie mir all die not vor
augen halten,
all die münder ohne tische, häupter ohne dächer,
herzen ohne licht,
und ich könnte nur betreten schweigen
außerstande, geistesgegenwärtig mich
des größten glücks zu entsinnen,
des glücks, dass wir sind –

Und ich trinke nun schlückchenweise
jungen wein
geerntet dieses jahr, vergoren
hier im keller, abgezogen ruhend
fass bei fass,
vergesse ich nicht die zermürbende kelter des elends,
nicht die sonnenkelter, die uns marterte,
vielleicht um einen funken freude auszupressen,
verborgen
in unserem herzen
hinter so vielen flüchen
so vielen klagen –

Ich vergesse keinen einzigen geknickten halm,
keine träne des kindes, das für nichts kann,
und deren so viele sind wie der wunden, wie der
worte, die morden,
wie der tropfen blutes, vergossen nur so, ohne jedes
märtyrertum

Ich vergesse nicht und sage mir im stillen, wenn ich
hier im keller bei diesen fässern
den heurigen koste:

Der wein trägt keine schuld an all den morden, die
man ihm zur Last legt
der wein ist gut wie gott, wie die sonne
Der wein ist gut, nur wir,
die wir die lippen befeuchten mit ihm,
sind unwürdig
seines altargeschmacks